Die Kulturpreisträger stehen fest

Die Kulturpreisträger stehen fest

Professor Thomas Bayrle und Michael Millard sind die diesjährigen Kulturpreisträger

Main-Kinzig (MKK/jkm). Der diesjährige Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises geht an die Künstler Professor Thomas Bayrle (Frankfurt) und Michael Millard (Mainz), dotiert mit jeweils 5.000 Euro. Beide Preisträger haben durch ihr künstlerisches Schaffen und ihre Lebensstationen eine feste Verbindung zum Main-Kinzig-Kreis. Den Nachwuchsförderpreis verbunden mit einer Fördersumme in Höhe von 2.000 Euro erhält in diesem Jahr das Theater der Vielfalt (Hanau). Das Ehepaar Marlies und Klaus Keßler bekommen den Sonderpreis und 3.000 Euro für ihr Engagement rund um das Kulturgut der Wächtersbacher Keramik, die sie in ihrem Lindenhofmuseum in Brachttal präsentieren. Dies hat die Kulturpreisjury in ihrer jüngsten Sitzung entschieden.

Theater der Vielfalt erhält den Förderpreis, Marlies und Klaus Keßler werden mit dem Sonderpreis ausgezeichnet

Bereits zum Beginn der Sitzung dankte Landrat Thorsten Stolz den Sparkassen des Main-Kinzig-Kreises, die seit vielen Jahren die Preisgelder für den anerkannten Kulturpreis stiften. „In diesem Jahr sind es erneut 15.000 Euro. Unsere drei Sparkassen sind hier einmal mehr verbindliche Partner der Kulturförderung“, sagte Thorsten Stolz.

Insgesamt 23 Vorschläge hatten die Mitglieder der Kulturpreisjury in diesem Jahr auszuwerten. Am Ende der ausführlichen Beratungen konnte Jury-Vorsitzende Ingrid Sonntag-Ramirez-Ponce das Votum des Gremiums mitteilen: „Mit den ausgewählten Personen haben wir würdige Preisträger 2022, die international renommiert sind und sich nun in die Reihe der seit 1977 jährlich Ausgezeichneten einreihen“, fasste sie ihre Eindrücke zusammen und dankte den Anwesenden für deren Arbeit in diesem Gremium.

Prof. Thomas Bayrle (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a. M./G. Kumpfmüller)
Prof. Thomas Bayrle (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a. M./G. Kumpfmüller)

Professor Thomas Bayrle wurde 1937 in Berlin geboren und lebt in Frankfurt. Er ist einer der namhaftesten deutschen Objektkünstler, Maler, Grafiker und Videokünstler. Nach seiner Lehre zum Musterzeichner und Weber studierte er an der Werkkunstschule Offenbach, Schwerpunkt Druckgrafik. Seinem Studium schlossen sich beeindruckende Ausstellungen an, so nahm er mehrfach an der documenta in Kassel teil. Auch die Sammlung des Städel-Museums in Frankfurt beherbergt Werke von ihm. Ab 1972 war Thomas Bayrle als Professor tätig an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main. Seine Kindheit und Jugend verlebte er im Main-Kinzig-Kreis. Mit seiner Mutter und den Geschwistern war er 1940 in den Jossgrund evakuiert worden. Bayrle hat insbesondere in den vergangenen Jahren auf den Jossgrund als eine der Hauptquellen seiner künstlerischen Entwicklung verwiesen. Immer wieder war er im Verlauf seines Lebens dort, um Inspirationen zu bekommen und Erinnerungen aufzufrischen. „Damit lenkt er die Aufmerksamkeit einer größeren Öffentlichkeit sowie der Kunstwelt auf Kultur und Natur des Main-Kinzig-Kreises und reiht diese ein in die Palette künstlerischer Inspirationsquellen wie große Metropolen“, heißt es in der Begründung des Vorschlags für den Kulturpreis.

Der Musiker Michael Millard, geboren 1959 in Leeds, kam 1987 aus England nach Bad Orb zur ersten Produktion der dortigen Opernakademie: „Die Hochzeit des Figaro“. Von der Konzerthalle und den vorhandenen Möglichkeiten für die Mitwirkenden war er von Anfang an begeistert und vom Wunsch beseelt, sich dafür einzubringen. Davor war er musikalischer Leiter des renommierten Mayer-Lismann-Opern-Studios in London. Direkt nach der ersten Opern-Produktion in Bad Orb fing er als Pianist und Dirigent am Mainzer Staatstheater an, wo er immer noch tätig ist. Im Jahr 1998 kam er  zu Lortzings „Wildschütz“ erneut nach Bad Orb, dieses Mal als musikalischer Leiter der Opernakademie in Zusammenarbeit mit Regisseur Carlos Krause. Mit ihm baute Millard die Opernakademie zu einer weltbekannten Institution auf. Insgesamt 24 Jahre lang hat er (mittlerweile deutscher Staatsbürger) mit Leidenschaft seinen Jahresurlaub an den Theatern in Mainz und Bonn für die Opernakademie investiert sowie jedes Jahr zwischen Dezember und Februar die zahlreichen Bewerbungen analysiert und das Vorsingen auf Theaterbühnen durchgeführt. Millard trug maßgeblich dazu bei, die Opernakademie europa- beziehungsweise weltweit (in Anbetracht der Herkunftsländer der Bewerbungen) bekannt zu machen.

Theater der Vielfalt e.V.
Theater der Vielfalt e.V.

Das Theater der Vielfalt aus Hanau wurde von jungen Menschen gegründet als Reaktion auf die politischen Erfahrungen mit Ausgrenzung und Hass, insbesondere trugen dazu die Ereignisse vom 19. Februar 2020 in Hanau bei. Theater sehen sie als Mittel der Verständigung und Auseinandersetzung. Dafür werden in diesem Jahr die jungen Akteure mit dem Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet. Sie verstehen sich als Darstellende und Multiplikatoren, deren gemeinsame künstlerische Arbeit darin besteht, verschiedene Ansätze und Aktivitäten zusammenzuführen und einen Raum für künstlerische Arbeit zu bieten. Ausdrücklich wird zur Reflexion und kritischen Auseinandersetzung aufgefordert.

Klaus und Marlies Keßler
Klaus und Marlies Keßler

Der Sonderpreis der Jury geht in diesem Jahr an das Ehepaar Marlies und Klaus Keßler. Sie kauften im Jahr 1993 ein 200 Jahre altes Fachwerkhaus mit Scheune in Brachttal-Streitberg in der Nähe der Wächtersbacher Keramikfabrik. Denkmalgerecht restaurierten sie das Anwesen, einen Teil davon, darunter auch ein vorhandenes Silo, eröffneten sie als privates Museum, um einmalige Kollektionen der Wächtersbacher Keramik einem interessierten Publikum zu präsentieren. Seit dieser Zeit ist das Lindenhofmuseum ein Ort umfangreicher Keramikausstellungen und damit auch ein Stück Heimatgeschichte. Marlies und Klaus Keßler haben mit ihrem Lebenswerk, dem Lindenhof Keramik-Museum in Brachttal, einen Leuchtturm im Main-Kinzig-Kreis geschaffen. Ihre Leidenschaft für die Geschichte der Steingutfabrik und ihr Verantwortungsgefühl, das eigene Wissen und die private Sammlung öffentlich zugänglich zu machen, sprechen für ein herausragendes Engagement auch in kultureller Hinsicht. Die in Jahrzehnten zusammengetragene Sammlung ist in Umfang, Größe und vor allem Qualität ohne Vergleich. Nur im Lindenhof Keramik-Museum sind Einzelstücke zu sehen, die bereits im 19. Jahrhundert international auf den Weltausstellungen in Chicago, St. Louis, Paris und London gezeigt wurden.

Die Preis-Verleihung ist am Freitag, 18. November, im Forum

Die feierliche Verleihung der Kulturpreise findet am Freitag, 18. November, um 19 Uhr im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen statt.

Zu den Bildern:

  • Klaus und Marlies Keßler
  • Theater der Vielfalt e.V.
  • Prof. Thomas Bayrle (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a. M./G. Kumpfmüller)
  • Michael Millard (Quelle: Nicola Wöhrl)
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