Beifall für die Krimi-Komödien aus dem Vogelsberg

Beifall für die Krimi-Komödien aus dem Vogelsberg

„Bad Orb er-lesen“: Dietrich Faber begeisterte sein Publikum mit humorvoller Lese-Show

Bad Orb (ae). Sie haben sich vorbereitet, Sie haben alle sechs Bücher ein zweites und drittes Mal durchgearbeitet.“ Dietrich Faber grinst. Gutgelaunt und froh, im Gartensaal der Bad Orber Konzerthalle im vierten Anlauf endlich das Best-of-Programm „Die Zugabe“ rund um Kommissar Bröhmann vorstellen zu können, nimmt er auch Gäste in Kauf, die tatsächlich von seinen Büchern bislang nicht ein einziges gelesen haben. Und um dem gespannten Publikum etwas „Besonderes“ bieten zu können, legt der Autor denn auch mit einem ganz besonderen Einstieg los: „Ich beginne diese Lese-Show mit dem ersten Buch auf der ersten Seite!“ Gejohle im Publikum. Faber, man merkt es vom ersten Moment an, hat die Gäste binnen Minuten im Griff.

„Das Allerschönste“ aus den sechs Bänden seiner Bestseller-Krimikomödienreihe rund um den Vogelsberger Ermittler wurde im Vorfeld versprochen, etliche Figuren aus den sechs Werken geben sich am Freitagabend auf der Bühne ein Stelldichein. Binnen Sekunden verwandelt sich der Gießener Autor, Kabarettist und Musiker in Manni Kreuzer, seine Paraderolle, in den „Ganz-Alleinunterhalter Orgel-Willi“, in den grummeligen Landwirt und Vater von Dr. Jan-Holger Hansen. Als Henning Bröhmann stellt er seine Familie vor: Melina, die „radikal-pubertierende“ Tochter, die im ersten Band aus dem Jahr 2011 als Nutte zum Vogelsberger Karneval gehen will. Ehefrau Franziska. Und Sohn Laurin, der seinerzeit „das Abschlussjahr im Kindergarten wiederholen“ muss.

Dass die Nebenhandlungen neben dem eigentlichen Krimiplot die Hauptrolle spielen, macht den Charme der Bücher und der Lesereihe aus. Da bricht das Publikum in Gekicher und Quietschen aus, wenn das Ehepaar den Tangokurs der Volkshochschule Nidda besucht und Faber als Bröhmann zum „Rammdammdamm“ mit dem Notenständer über die Bühne tänzelt. Dass Alltägliches witzig verpackt, aber dennoch sehr fein beobachtet wird, zeigt sich etwa am „sonntäglichen F-Jugend-Fußballturnier“, bei dem ein 83jähriger als Trainer das Sagen hat und es „noch mehr Spaß machen würde, wenn Laurin auch mal wieder mitspielen dürfte. Das darf er aber nur, wenn sich genügend andere verletzt haben“. Und wenn vom Kindergarten Schlumpfloch mit der „basisdemokratisch-diktatorischen Leitung“ berichtet wird, in der leidenschaftlich über „die vollwertigste Zahnpasta“ gestritten wird.

Dass „ich über meine Figuren schon lange die Kontrolle verloren habe“, räumt Faber ein: Schließlich habe er früh in seiner Buchreihe darüber nachgedacht, ob er den Musiker Manni weiterhin vorkommen lassen wolle. „Wo komm ich net vor?“, habe das sofort den erbitterten Protest des „Superstars aus dem Vogelsberg“ hervorgerufen, der in Schotten-Rainrod West von jedem gekannt werde. „Nicht nur im musikalistische Bereich, sonnern unterschätzt im Bereich der oberhessischen Gegenwartslyrik.“ Von Manni gibt es bluesige Countrysongs, die er – glücklich über „die wunnnerschöne Grundatmosphäre, fast ein Sympathismus, der mir hier entgegenschwappt“- zum Besten gibt. Besonders umjubelt: Sein Lied gegen die „Rumhetzer und Wut-Rumkrakeler“, die er singend fragt: „Hey Du, was sitzt dann bei Dir so quer? Dein Geplärr zu ertragen, fällt schwer. Sei fluschisch un wuschisch un weisch.“

Das Publikum feiert die wort- und musikreiche Bühnenperformance euphorisch, manche Besucherin kann das Lachen schlicht gar nicht mehr stoppen und steckt damit immer wieder die Gäste in den umliegenden Stuhlreihen an. Natürlich darf ein solcher Abend, organisiert von der Wächtersbacher Altstadtbuchhandlung Dichtung & Wahrheit in Kooperation mit der Bad Orb Kur GmbH, nicht ohne Zugabe enden. Wieder bleibt es „meinem Fast-schon-Freund“ Manni vorbehalten, mit dem „ManniWalz“ aus dem „Manni-fest“ den Rausschmeißer zu geben: Im „melancholistische Dreivierteltakt“ heißt es da: „Und hab ich´s dann mal wieder so richtig verkackt, dann nehm ich des ganz lässig in Kauf…“ An diesem Abend hat es Faber ganz eindeutig nicht „verkackt“.

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