HHV: Thermen kämpfen um’s Überleben

HHV: Thermen kämpfen um’s Überleben

Die Heilbäder und Kurorte in Hessen fühlen sich im Stich gelassen

Wiesbaden (HHV/ab). Der Überlebenskampf der Thermen in den Heilbädern und Kurorten in Hessen hat begonnen. Den ersten Bädern schwappt das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Die Heilbäder und Kurorte in Hessen stehen mit ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, Angebote für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen, alleine da.

Die ersten Thermen haben geschlossen, weitere werden folgen“, schlägt der Vorsitzende des Hessischen Heilbäderverbandes, Bürgermeister Michael Köhler, Alarm. „Das überrascht uns nicht. Bereits Anfang Juli haben wir auf die zu erwartende Situation aufmerksam gemacht. Es bedarf jetzt konkreter Maßnahmen, ansonsten ertrinken die Kommunen finanziell in den Becken, die sie für die Gesundheitsvorsorge gebaut haben.“

Schwere Folgen für Gastgewerbe und Gewerbetreibende befürchtet

Mir wird schwindelig, wenn ich allein an die Folgen für die Hotellerie, Gastronomie und Gewerbetreibende in den Heilbädern und Kurorten denke“, erklärt die Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes, Almut Boller. „Thermen ziehen die Menschen in die Orte und sind ein wesentlicher Teil der kurspezifischen Wertschöpfungskette. Ohnehin wird die nächste Corona-Welle, die auch für deutlich weniger Reha-Maßnahmen in den Klinken sorgt, zu hohen Umsatzverlusten in den Heilbädern und Kurorten führen.

Kompensationen haben die politisch Verantwortlichen in Bund und Land bisher ausgeschlossen. Aber wir brauchen Hilfe, und zwar jetzt“, macht Vorsitzender Köhler mit Blick auf Bundes- und Landesregierung deutlich. „Die Heilbäder und Kurorte übernehmen mit ihren Gesundheitsangeboten eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wer sie alleine lässt, lässt auch die Bürgerinnen und Bürger im Stich.“

Die Thermen und Bäder in den Heilbädern und Kurorten nutzen Preiserhöhungen und natürlich auch Einsparpotenziale, um die hohen Energiepreise abzudämpfen. So werden zum Beispiel einzelne Attraktionen wie Wellenbäder abgeschaltet. Doch spätestens bei dem Griff zum Temperaturregler erscheinen Sorgenfalten auf der Stirn der Bäderbetreiber. Denn das warme Wasser lockert die Muskeln und sichert die Bewegungsfähigkeit. Das hilft Kleinkindern ebenso wie älteren Menschen oder Patienten in der Rehabilitation.

Thermen von der „Gas-Warnstufe drei“ herausnehmen und als Wärmezentren einrichten!“

Herausfordernde Zeiten brauchen auch ungewöhnliche Lösungsansätze. Schließen die Thermen, müssen sie weiterhin mit Gas versorgt werden, um irreparable Schäden an der technischen Infrastruktur zu vermeiden. Warum dann nicht die wenigen Ressourcen nutzen, um sie verstärkt der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen? Der Hessische Heilbäderverband schlägt deshalb vor, die Thermen in diesem Winter zu öffnen und sie als Wärmezentren und Begegnungsstätten einzurichten. Damit geht die dringende Forderung an die Bundesregierung einher, die Thermen aus der „Gas-Warnstufe drei“ herauszunehmen.

Die Thermen und Bäder werden so zu Begegnungsräumen mit einer Vielzahl vor Vorteilen:

§   Patienten mit Rheuma, Bewegungseinschränkungen etc. können ihre rehabilitativen Maßnahmen fortsetzen

§   Ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger erhalten ihre Bewegungsfähigkeit

§   Schulschwimmen und Schwimmkurse können weiter angeboten werden

§   Ausgleich für „Frustrationen“, die durch die Energieeinsparmaßnahmen entstehen

Hintergrund:

NOTFALLPLAN GAS
Frühwarnstufe (Frühwarnung):
Es liegen konkrete, ernst zu nehmende und zuverlässige Hinweise darauf vor, dass ein Ereignis eintreten kann, welches wahrscheinlich zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage sowie wahrscheinlich zur Auslösung der Alarm- bzw. der Notfallstufe führt; die Frühwarnstufe kann durch ein Frühwarnsystem ausgelöst werden.

Alarmstufe (Alarm):
Es liegt eine Störung der Gasversorgung oder eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas vor, die zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt, der Markt ist aber noch in der Lage, diese Störung oder Nachfrage zu bewältigen, ohne dass nicht marktbasierte Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Notfallstufe (Notfall):
Es liegt eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas, eine erhebliche Störung der Gasversorgung oder eine andere beträchtliche Verschlechterung der Versorgungslage vor und es wurden alle einschlägigen marktbasierten Maßnahmen umgesetzt, aber die Gasversorgung reicht nicht aus, um die noch verbleibende Gasnachfrage zu decken, sodass zusätzlich nicht marktbasierte Maßnahmen ergriffen werden müssen, um insbesondere die Gasversorgung der geschützten Kunden gemäß Artikel 6 sicherzustellen.“

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/M-O/notfallplan-gas-bundesrepublik-deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=9

Über die Heilbäder und Kurorte in Hessen

Der Hessische Heilbäderverband e.V. ist die Interessenvertretung der 30 Heilbäder und Kurorte in Hessen. Diese Kompetenz-Zentren für Vorsorge, Rehabilitation und medizinische Versorgung bieten vielfältige gesundheitstouristische Angebote. „Heilbad“ und „Kurort“ sind Prädikate, die eine hohe Qualität sowie eine wissenschaftlich fundierte medizinische Kompetenz in Verbindung mit Natürlichen Heilmitteln sicherstellen. Nachhaltigkeit und der Schutz beziehungsweise die Pflege der Umwelt sowie der Natürlichen Heilmittel sind daher eine wichtige Säule der Arbeit der Heilbäder und Kurorte. Als regionale Versorgungszentren mit ausgezeichneter Infrastruktur sichern sie die Grundversorgung an Gesundheitsangeboten in Hessen, die den Lebensraum der Bürgerinnen und Bürger positiv beeinflussen. Weitere Informationen sind unter www.heilbaederverband-in-hessen.de erhältlich.

Mehr zum Thema in Episode 118/28 des Walk-Män-Podcasts „Almut Boller – Alarmstufe Kur – Thermen als Wärmezentren“. Als Audio-Podcast (siehe Podcast-Player nebenstehend oder auf Apple-Podcast bzw bei Spotify) sowie als Video auf YouTube:

Zum Bild (oben): Almut Boller (links, Foto: Rainer Kowald) und Michael Köhler (Foto: Heiko Rohde)

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