„Forstpraxis im Reinhardswald verfehlt“

„Forstpraxis im Reinhardswald verfehlt“

Kritik von Umweltverband Naturschutzinitiative (NI) und dessen Wissenschaftlichen Beirat

Hessen / Reinhardswald (NI/hn). Der Umweltverband Naturschutzinitiative (NI) und dessen Wissenschaftlicher Beirat kritisieren die vom zuständigen Forstamt Reinhardshagen beklagten Rekordschäden im Reinhardswald. Die Schäden, die ein Viertel der Staatswaldfläche des Reinhardswaldes ausmachen, seien letztlich das Ergebnis einer völlig verfehlten Forstwirtschaft, so der Landesvorsitzende der Naturschutzinitiative (NI), Harry Neumann. Der Klimawandel habe die Forstkrise nur beschleunigt. „Wenn man Jahrzehnte lang nur auf die Fichte als alleinige Baumart setze und wesentliche waldökologische Grundsätze ausblendet, darf man sich nicht über das Resultat wundern“, ergänzt Norbert Panek, renommierter Waldexperte und Wissenschaftlicher Beirat der NI.

Klimaökologischer Super-Gau, den allein der Landesbetrieb Hessen-Forst zu verantworten hat“

Verschärfend kommt hinzu, dass nahezu das gesamte Schadholz auf den betroffenen Flächen im Reinhardswald abgeräumt wurde. Der Boden wurde auf Tausenden von Hektaren blank geschoben und die Flächen ungeschützt der sengenden Sonnenstrahlung ausgesetzt“, so Norbert Panek. Dies sei ein „klimaökologischer Super-Gau“, den allein der Landesbetrieb Hessen-Forst zu verantworten habe.

Die extreme Baumarten-Verarmung auf der Fläche und die Strukturarmut hätten nicht zuletzt auch die Sturmanfälligkeit der Baumbestände erhöht und Angriffsflächen für den Borkenkäfer geschaffen. „Die seit Sommer 2018 zu beobachtenden Dürreperioden trafen auf einen bereits massiv vorgeschädigten Bestand. Der alleine war am Ende das Resultat einer Forstpraxis, die weiterhin massive Eingriffe in das Waldbinnenklima bis hin zum Kahlschlag zulässt und dies auch noch der Öffentlichkeit als „gute fachliche Praxis“ verkauft“, betonte Panek.

Nicht nachvollziehbar sei, dass der Reinhardswald nun auch noch zum Windindustriegebiet ausgebaut werden solle. Es würden weiterhin noch vorhandene, geschlossene Waldflächen zerstückelt und die positiven Wirkungen des Waldbinnenklimas zerstört. Es sei unfassbar, wie hier eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, zudem Staatswald, einer vermeintlich „grünen“ Klimapolitik geopfert werde. „Daher hoffen wir, dass wir die Zerstörung des Reinhardswaldes mit unserer Klage vor dem VGH Kassel verhindern können“, so Harry Neumann und Norbert Panek.

Zum Bild: „Gepflügte“ Waldböden auf geräumter Schadholzfläche im „Reinhardswald“. Foto: Norbert Panek

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