Lob von Tim Frühling für Bad Orb

Lob von Tim Frühling für Bad Orb

Bad Orb (ae). Die „bestbesuchte Lesung nach Corona“, begeisterte Gäste, eine prima Stimmung – der zweite Lesungsabend der Reihe „Bad Orb er-lesen“, die die Wächtersbacher Altstadt-Buchhandlung Dichtung & Wahrheit in Kooperation mit der Bad Orb Kur GmbH veranstaltet, war ein voller Erfolg. Insbesondere aufgrund der locker-flockigen Art von HR-Moderator Tim Frühling, der es sich zum Ziel gesetzt hat, mit seinem Buch „111 Ort an Main & Kinzig, die man gesehen haben muss“ Stadt und Gemeinde des Kreises mit einer Lesung zu beglücken.

Wobei „Lesung“ das Programm nur unzureichend beschreibt, werden die unterhaltsamen Anekdoten, die Frühling entweder vom Schaffensprozess des Buches preisgibt oder auf dem Buch vorliest, doch von einer Vielzahl an Bildern begleitet. Diese hat Frühlings Mutter Christine gemacht. „Nachdem der Verlag nachfragte, wer die Fotos macht, ist mir meine Mutter eingefallen. Sie hat Ende der 60er Jahre eine dreijährige Ausbildung zum Fotograf gemacht – aber was hat sich denn schon getan technisch in den letzten 50 Jahren?!?“ Gelächter im Publikum. „Wenn´s nach meiner Mutter ginge, dürfte ich alle halbe Jahr einen Reiseführer schreiben. Das sind für sie die schönsten Wochen im Jahr“, berichtet Frühling von den gemeinsamen Ausflügen im Main-Kinzig-Kreis. Nicht aufgegangen sei nach den beiden Vorgänger-Reiseführern zur Rhön und zu Mittelhessen sein Kalkül: „Da musst Du endlich mal nicht so weit fahren.“ Er sei dann das erste Mal im Sinntal gewesen… Und „Jossgrund und Flörsbachtal sind auch nicht wirklich zentral.“

„Wenn´s nach meiner Mutter ginge, dürfte ich alle halbe Jahr einen Reiseführer schreiben“

So geht es einem, der sich vornimmt, aus jeder Kommune mindestens eine Besonderheit in seinem Buch verewigen zu wollen. Seine Wahrnehmung: „Die Region östlich von Frankfurt wird immer so ein bisschen unterschlagen. In diese Richtung hier ist noch Luft nach oben.“ Zumal es auch überall „ein Detail gibt, dass man groß machen“ kann. In Gelnhausen etwa eine Darstellung an der Marienkirche, die für Frühling dazu angetan ist, „die Geschichte des Flitzers“ neu schreiben zu lassen. Oder ebenfalls in Gelnhausen die Petersiliengasse, deren Badehaus „mehr der Vereinigung als der Reinigung“ gedient haben mag. Geeignet sowohl als Aphrodisiakum als auch als Abtreibemittel sei die Pflanze, weshalb von Alters her gelte: „Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, aber der Frau unter die Erd.“

Süß dagegen die Anekdote rund um den Zuckerstreuer: Dessen Erfinder lebte in Nidderau-Windecken. Heinrich Kurz allerdings versäumte es, dafür ein Patent anzumelden, ebenso wie für eine rotierende Waschmaschine, einen Pfannkuchenwender und einen Toilettensitz für Kinder. Sein Enkel allerdings ließ die Idee aus dem Notizbuch seines Opas schützen und setzte ihm mit dem offiziellen Handelsnamen „Der süße Heinrich“ ein Denkmal. Von herb bis lieblich reicht die Palette der Schoppen, derer im „Gerippten Museum“ an Hanauer Heumarkt gedacht wird. Und bei einem 620 Liter umfassenden Bembel kalauert Frühling: „Was Sie da für Pfand bekommen würden…“ Stilecht hat sich der Autor entschieden, diese Geschichte (No. 51) auf Hessisch zu schreiben – mit einer Übersetzung am Buchende für Nicht-Hessen. Das Museum gehört zu den Orten, die Frühling zur Schlussfolgerung bringen: „Hanau ist eine faszinierende Stadt, man sieht das nur nicht auf den ersten Blick.“

Dass zwischen Recherche und Drucklegung oder gar Verkauf immer eine gewisse zeitliche Distanz herrscht, liegt in der Natur der Dinge. Dass es nun im Wildpark keinerlei Tiere mehr gibt, bringt Frühling auf der Bühne zunächst auf die Idee, Veranstaltungsleiter Christian Edel dazu motivieren zu wollen, doch für den Park zwei Rehe anzuschaffen, denn „dann stimmt es wieder“. Aber kurz darauf fällt ihm eine noch einfachere Lösung ein: „Dass es keine Tiere mehr gibt, ist nicht so schlimm. Die Gäste denken wie ich: Die sind halt grad nicht da.“ Sei es die Dampfkleinbahn „Emma“, die „Hessenkurve“ St 2305 mit ihrer kuriosen Streckenführung 100 Meter durch Hessen, der Geschwindigkeitsrekord aus der ICE-Strecke bei Sinntal-Mottgers, die Besonderheiten um die beiden Birsteiner Ortsteile Bös-Gesäß und Bösgesäß („Das ist sehr kompliziert, beim Schreiben noch mehr als beim Zuhören“), die Taube auf dem Kirchturm in Waldensberg oder die „vielschichtige Kunst“, die man beim Betrachten des  Brunnens in der Ortsmitte von Oberndorf erkennen kann – 1870 Zeichen hatte der Autor für jede einzelne Besonderheit in seinem Buch übrig.

Autoren-Abend mit Menü in Aufenau mit Fischer und Frühling

Am Sonntag, 25. September, ab 19 Uhr tritt Tim Frühling gemeinsam mit Krimi-Pfarrer Matthias Fischer im Landgasthaus „Zur Quelle“ in Wächtersbach-Aufenau auf. Es wird ergänzend ein dreigängiges Menü geben. Anmeldungen sind möglich im „Mittelpunkt Aufenau“ oder im „Landgasthaus zur Quelle“ direkt.

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