Mähen statt Mulchen

Mähen statt Mulchen

Bad Soden-Salmünster / Main-Kinzig (MKK/fw). „In Sachen Biodiversität tut sich im Main-Kinzig-Kreis einiges. So wird beispielsweise in immer mehr der 29 Kommunen auf eine blütenschonende und insektenfreundliche Pflege der kommunalen Flächen Wert gelegt. Auch in den Privatgärten ist dieser Trend klar zu sehen“, berichtet Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernentin. „Insektenfreundliche Grünpflege bedeutet in erster Linie die Umstellung von Mulchen auf Mähen“, ergänzt Dr. Eva Distler, Biologin und Projektmitarbeiterin bei Main.Kinzig.Blüht.Netz. Dieses Verbundprojekt des Main-Kinzig-Kreises und des Landschaftspflegeverbands MKK e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die biologische Vielfalt im Kreisgebiet zu stärken. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert.

Während beim Mähen das Gras geschnitten wird, um nach dem Trocknen abtransportiert zu werden, wird beim Mulchen das Schnittgut durch schnell rotierende Arbeitsgeräte stark zerkleinert und bleibt auf der Fläche liegen. „Das mag praktisch und zeitsparend sein, doch ökologisch gesehen ist das Mulchen zweifach ungünstig“, erläutert die Biologin und fährt fort: „Durch die hohe Drehzahl der Geräte und die Bodennähe haben Insekten, Spinnen und andere Kleintiere kaum eine Chance, diese Prozedur zu überleben. Außerdem unterdrückt das liegenbleibende Schnittgut das Wachstum lichtliebender Kräuter und der Boden wird immer wieder mit Nährstoffen angereichert. Das wiederum fördert besonders konkurrenzstarke Gräser. Wildblumenarten, die magere Böden bevorzugen, werden benachteiligt.“

Insektenfreundliche Grünpflege fördert die Artenvielfalt

Die Artenvielfalt an Pflanzen geht durch wiederholtes Mulchen zurück. Das wirkt sich indirekt auf die Insektenvielfalt aus. Über die Jahre baut sich auf immer wieder gemulchten Flächen sehr viel Masse auf. Auf Verkehrsinseln oder am Straßenrand muss dieses pflanzliche Material schließlich zusammengeschoben und entsorgt werden. Das verursacht Kosten, die die betroffene Kommune tragen muss. Beim Mähen mit schneidenden, nicht rotierenden Messern, wie sie etwa ein Balkenmäher besitzt, werden die blütenbesuchenden und im Bodenbereich lebenden Insekten und andere Tiere geschont. Außerdem kann die Mahdhöhe variiert werden. Durch geringere Geschwindigkeit oder durch zusätzliche Abstreifeinrichtungen können Insekten rechtzeitig die Flucht ergreifen. Die anschließende Aufnahme des Mahdguts sorgt dafür, dass die Fläche über die Zeit abgemagert wird. So wird die Kräuter- und auch die Blütenvielfalt gefördert. Ein breiteres Nahrungsangebot für bestäubende Insekten entsteht.

„Auf Flächen, auf denen eine Mahd nicht möglich ist, sollte das Mulchen zumindest an die Vegetation und die darin lebenden Kleintiere und Insekten angepasst werden“, so Dr., Eva Distler. Nicht zu tief und zum richtigen Zeitpunkt mulchen kann ein Beitrag zur ökologischen Aufwertung einer Fläche sein. Gleichzeitig werden Insekten und Kleintiere geschützt. Auch das Verlängern der Bearbeitungsintervalle auf ein bis zwei Jahre kann bei grasarmen, kräuterreichen Flächen eine Verbesserung der Lebensraumqualität bringen. Idealerweise wird das gemulchte Material von der Fläche entfernt.

Für weitere Informationen zum Thema insektenfreundliche Grünpflege bietet die Projektwebseite www.mainkinzigbluehtnetz.de unter dem Menüpunkt „Tipps“ hilfreiche Informationen. Dort gibt es auch einen Praxisleitfaden für insektenfreundliche Lebensräume auf kommunalen Grünflächen.

Zum Bild: Wiesenmahd in Bad Soden-Salmünster 2021: Beim Trocknen verliert das Gras rund 75 Prozent seines ursprünglichen Gewichts. Die Verwendung als Heu oder die Entsorgung über eine Kompostierungsanlage wird dadurch günstiger und wiegt den Mehraufwand der zusätzlichen Arbeitsschritte auf. Foto: Christoph Betz

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