Energie sparen und Insekten schützen

Energie sparen und Insekten schützen

Biebergemünd (rf). Wer liebt es nicht – silbrig schimmerndes Mondlicht in der Nacht, funkelnde Sterne und Sternschnuppen, die über den dunklen Himmel huschen und zu Wünschen anregen … Doch leider ist davon in hiesigen Breitengraden nur noch ein Bruchteil zu sehen. Die Milchstraße ist am nächtlichen Himmel mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen. Schuld daran ist zu viel künstliches Licht in der hochtechnisierten und zivilisierten Welt.

Lichtverschmutzung“ ist das Stichwort, welches ein Phänomen zusammenfasst, unter dem vor allem wildlebende Tiere leiden. Fledermäuse, Biber, Wildkatze und Amphibien – sie alle nutzen die Dunkelstunden der Nacht für ihre Aktivitäten. Bei den Insekten ist es ungefähr die Hälfte. Bei bestimmten Insektenarten kann man das Problem in lauen Sommernächten gut erkennen: Zu Tausenden fliegen sie künstliche Lichtquellen an und verenden daran (Staubsaugereffekt). Doch auch tagaktive Tiere sind betroffen. Sie benötigen in der Nacht nicht nur Ruhe, sondern auch die Dunkelheit zur Erholung, ebenso wie wir Menschen. Und auch die Pflanzenwelt leidet – viele Pflanzen reagieren mit oxydativem Stress auf die Dauerbeleuchtung mit künstlichem Licht.

Insekten fliegen zu Tausenden künstliche Lichtquellen an und verenden daran

Um diesem Problem entschiedener zu begegnen, hat die Gemeinde unter Miteinbeziehung verschiedener Expertinnen und Experten ein nachhaltiges Beleuchtungskonzept erarbeitet. Dieses soll in Zukunft sowohl als Leitlinie für die öffentliche Beleuchtung als auch als Handlungsempfehlung für den privaten Bereich dienen. Auch vor dem Hintergrund eines Bundesgesetzes zum Schutz der Insektenvielfalt, in dem die Lichtverschmutzung als eine der zentralen Ursachen für das Insektensterben definiert wurde, erscheint ein Umdenken in dieser Hinsicht unausweichlich. Mit intelligenten Beleuchtungskonzepten für Haus und Garten, in Industrie- und Gewerbegebieten sowie im öffentlichen Raum lässt sich viel erreichen, und zudem natürlich auch Energie sparen. Eine umweltfreundliche Beleuchtung, die diesen Grundsätzen folgt, wurde zu Anschauungszwecken bereits im Bereich des Parkplatzes am Rathaus installiert.

Aber auch private Hausbesitzer können mithelfen – mit einer überlegten Auswahl von Innen- und Außenleuchten in angenehmen warmen Lichtfarben, die ausschließlich nach unten abstrahlen und mit Hilfe von Bewegungsmeldern nur bei Bedarf eingeschaltet werden. „Wir müssen uns in Biebergemünd auf den Weg machen und das neue, umweltbewusste Beleuchtungskonzept konsequent umsetzen. Andere Kommunen machen es bereits vor – mit gut abgestimmten Maßnahmen bis hin zur Verdunkelung ganzer Straßenzüge ab einer bestimmten Nachtzeit“, meint Bürgermeister Matthias Schmitt.

Auch in Biebergemünd wäre dies denkbar, aber natürlich nur in Absprache mit den Anwohnern. Selbstverständlich müsse man die Interessenlagen abwägen. Beispielweise sei bekannt, dass sich einige Radfahrer besser beleuchtete Radwege, vor allem in den Außenbereichen, wünschen. Die Gemeindevertretung habe diesen Wunsch durch Beschluss des Beleuchtungskonzeptes zunächst als nachrangig eingestuft bzw. angeregt, hier perspektivisch über Bedarfsschaltungen oder Bewegungsmelder nachzudenken. „Mit dem neuen Beleuchtungskonzept wird der Rahmen vorgegeben, der Ball liegt nun bei der Verwaltung, konkrete Umsetzungsmöglichkeiten aufzuzeigen und vor allem die Bevölkerung über die Grundzüge des Biebergemünder Beleuchtungskonzeptes zu informieren und so um Unterstützung dafür zu werben“, so der Rathauschef.

Lob für das Beleuchtungskonzept erhielt die Gemeinde Biebergemünd unlängst von Seiten des Main-Kinzig-Kreises. Umweltdezernentin Susanne Simmler hob im persönlichen Gespräch mit Bürgermeister Schmitt hervor, dass die durch die Experten vorgeschlagenen Maßnahmen nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch dem Umwelt- und Naturschutz einen großen Dienst erweisen: „Gerade durch die aktuelle Situation auf dem Energiemarkt ist eine intelligente Straßenbeleuchtung zukunftsweisend. Mit diesen Maßnahmen kann der Natur und den Menschen ein nächtliches Zeitfenster für Dunkelheit, Ruhe und Regeneration zurückgegeben und dem Artenschwund entgegengewirkt werden. Solche innovativen Konzepte sollten auch über die Grenzen Biebergemünds hinaus Anwendung finden.“

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