Vernunftkraft zum „Biosphärenreservat Spessart“

Vernunftkraft zum „Biosphärenreservat Spessart“

Hessen / Bayern / Spessart (red). In einer Pressemitteilung äußern sich „Vernunftkraft MKK / Naturpark Spessart“ zu den Diskussionen über Windkraftanlagen im geplanten „Biosphärenreservat Spessart“. Der Beitrag von Rolf Zimmermann (Vernunftkraft) nachfolgend im Wortlaut:

„Die Diskussion um die Ausweisung eines Nationalpark Spessart in Bayern wurde von den politisch verantwortlichen Kräften in der bayrischen Landesregierung beendet. Das Streben der bayrischen Landkreise Main-Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg nach einem effektiven Naturschutz dagegen ist ungebrochen. Aus diesem Grund haben diese nun einen Planungsprozess für ein Biosphärenreservat Spessart gestartet, allerdings unter Ausschluss der hessischen Spessartwälder! Die bayrischen Landkreise erachten demnach ein separates Vorgehen ohne den Main-Kinzig-Kreis als zielführender und erfolgversprechender. Dies stößt nun im MKK-Kreistag und im Landratsamt auf Unverständnis. Als Vertreter der Naturschutzverbände im hessischen Spessart unterstützt Vernunftkraft MKK-Naturpark Spessart die Haltung des Unterfränkischen Planungsverbandes. Die bayrischen Landkreise wollen offensichtlich die Forderungen des MKK nach Windrädern in einem künftigen Biosphärenreservat nicht akzeptieren und erinnern sich ungern daran, dass der Main-Kinzig-Kreis jegliche Rücksichtnahme auf bayrische Naturschutzinteressen und Einwände bei der Realisierung des Windparks Rosskopf unmittelbar an der bayrischen Grenze vermissen ließ.

Die Beschlüsse der bayrischen Planungsstellen waren damals schon eindeutig gegen jegliche
Windkraftanlagen im gesamten hessischen und bayrischen Naturpark Spessart gerichtet. Im Genehmigungsverfahren haben auch die Vernunftkraft Naturschutzverbände im hessischen Spessart wiederholt darauf hingewiesen, dass länderübergreifende Naturparks gesetzlich vorgeschrieben gemeinsam zu beplanen und Grenzbebauungen zu vermeiden sind, was allerdings bei den Genehmigungsbehörden in Darmstadt und den politischen Gremien keinerlei Berücksichtigung fand.

Heute beruft sich der Main-Kinzig-Kreis genau auf diese Gesetzeslage und beschwert sich darüber, dass die bayrischen Landkreise nun eigene Wege gehen. So etwas nennt man Doppelmoral. Auf bayrischer Seite lehnt man demnach das hessische „neue Denken eines Biosphärenreservats“ ab, in welchem Windräder ein fester Bestandteil sein sollen. Dies widerspricht offensichtlich den bayrischen Vorstellungen von einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Naturschutz.

Vernunftkraft MKK teilt diese Ansicht, wie übrigens auch die Europäische Union, die mittlerweile gerichtlich einfordert, dass dem Verlust von Lebensräumen wildlebender Tiere, Pflanzen und biologischer Vielfalt Einhalt geboten wird. Fristen zur Umsetzung dieser Maßnahmen sind teilweise schon über zehn Jahre verstrichen. Ein solches Naturschutzdenken ist offensichtlich bei verantwortlichen Politikern des Main-Kinzig-Kreises verloren gegangen. Im Widerstand gegen den Bau des Windparks Rosskopf wurde darauf hingewiesen, dass wertvolle Natur sinnlos zerstört wird ohne einen wirtschlichen Gewinn – trotz hoher Subventionen – zu erzielen.

Die Kreiswerke als Tochtergesellschaft des Kreises haben nun einen weiteren Windkraftverlustbringer im Portfolio: der Windpark Rosskopf hat im ersten vollen Betriebsjahr 2021 trotz eines guten Windjahres ein Drittel weniger Ertrag erwirtschaftet als geplant. Dies ist einer Pressenotiz aus der Gemeindevertretung Jossgrund zu entnehmen. Für Vernunftkraft Main-Kinzig/Naturpark Spessart kommt diese Nachricht nicht überraschend, da schon in der Planungsphase die angeschlossenen Naturschutzverbände immer wieder auf die geringe Windausbeute und damit auf programmierte Verluste im Betrieb hingewiesen haben. Damit wird erneut eine Millioneninvestition der Kreiswerke zu einem Verlustbringer. Folge sind Steuerausfälle und geringere Kreiseinnahmen. Den finanziellen Schaden tragen die Stromkunden über höhere Preise und die Bürger der Gemeinden über erhöhte Kreisumlagen.

Vielleicht sollte man im Main-Kinzig-Kreis Naturschutz nicht versuchen „neu zu denken“, sondern Naturschutz im Hessischen Spessart einfach im Sinne naturverbundener Menschen anwenden. Dann klappt es auch mit den Nachbarn.“

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