People for Future Gelnhausen startet Solaroffensive

People for Future Gelnhausen startet Solaroffensive

Gelnhausen (GN/ewe). Durch das Ziegelhaus fegt ein kalter Wind, es hat angefangen zu regnen. Eine Gruppe Menschen hat sich unter das Vordach des ehemaligen Kaufhauses Joh zurückgezogen und ist in intensive Gespräche vertieft. Gespräche über die Sonne, die zwar gerade nicht scheint, aber deren Kraft es zu nutzen gilt: Die Arbeitsgruppe der Initiative People for Future Gelnhausen feuerte vor wenigen Wochen den Startschuss für eine Solaroffensive in Gelnhausen ab. Auf ihre Initiative hin hat Bürgermeister Daniel Chr. Glöckner die Barbarossastadt beim „Wattbewerb“ angemeldet. Die teilnehmende Stadt in Deutschland, die ihre Solarstromleistung pro Kopf als erste verdoppelt, gewinnt den Wettbewerb. In Gelnhausen ist beim aktuellen Ranking noch Luft nach oben, findet die lokale People for Future Gruppe und wirbt unter anderem mit einer Infoausstellung im Schaufenster des ehemaligen Kaufhauses für die Nutzung der Sonnenenergie.

Werbung für Sonnenstrom und eine lebenswerte Zukunft

Der Großteil der Dächer in Gelnhausen und den Stadtteilen gehört nicht der Stadtverwaltung, sondern privaten Eigenheimbesitzern, Vermietern oder Firmen. Um den Anteil an Solarenergie in der Barbarossastadt zu steigern, ist also einiges an Motivation erforderlich, damit Hausbesitzer Photovoltaik-Anlagen auf ihren Dächern installieren – oder an ihren Balkonen. „Die Module gibt es auch durchsichtig“, sagt ein Gruppenmitglied und weist damit auf ästhetische Varianten hin, die sich nahtlos ins Bild des eigenen Gartens oder Hauses einfügen. Schon mit einer kleinen Solaranlage, die nur aus ein bis zwei Modulen besteht, kann Sonnenenergie zur Stromgewinnung genutzt werden. Diese sogenannten „Balkonkraftwerke“ sind ohne großen technischen, formellen und finanziellen Aufwand von jedem selbst am Balkon, im Garten oder auch auf dem Dach zu installieren. Und das können auch Mieter einer Wohnung oder eines Hauses.

Fachgruppe der People for Future Gelnhausen startet Solaroffensive

Und genau das will die AG, nämlich informieren. Informieren über die vielfältigen Möglichkeiten, die es gibt, um Sonnenstrom zu nutzen, zu Installation und Organisatorischem. Das kann Hemmschwellen abbauen. Das informative Schaufenster im alten Joh und die Teilnahme am „Wattbewerb“ sind ein Anfang, weitere Aktionen und Projekte sollen folgen. Gruppen-Sprecher Gerhard Müller-Waldheim verkündet in diesem Zusammenhang, dass sich die Gruppe nur wenige Minuten zuvor auf einen Namen geeinigt hat: AG Sonnenstrom der People for Future Gelnhausen.

Gelnhausen nimmt am „Wattbewerb“ teil

People for Future ist eine Bürgerbewegung für alle Menschen, die das gemeinsame Ziel eint, für sich und die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft auf einem lebensfreundlichen Planeten zu erhalten. Die Mitglieder der Gelnhäuser Gruppe sind mit dem Vorschlag zur Teilnahme am „Wattbewerb“ auf Bürgermeister Daniel Glöckner zugekommen, der sich der Idee gegenüber sehr aufgeschlossen zeigte. „Ich danke der AG Sonnenstrom für den Anstoß. Wettbewerbe wie dieser machen aufmerksam auf jene Themen, die auch im Klimaschutzbericht der Stadt Gelnhausen beschrieben sind.“ Die Barbarossastadt sei in Sachen Photovoltaik schon auf einem guten Weg, aber es gebe noch viel ungenutztes Potenzial. „Um beim Wattbewerb auf einem vorderen Platz zu landen, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung“, so der Rathauschef.  Die AG Sonnenstrom hat einige Ideen parat, nicht alle sind ohne Umwege umsetzbar. „So gelten beim Denkmalschutz und in historischen Altstädten natürlich andere Voraussetzungen als in einem Neubaugebiet“, gibt Glöckner zu bedenken.

Die AG lässt auch kleine Schritte gelten und benennt im Info-Schaufenster als lokalprominenten Projektpaten den Wächtersbacher Pfarrer Christoph Schilling, der seine Gartenhütte mit einer Photovoltaikanlage („einem Balkonkraftwerk“) aufgerüstet hat und in einem launigen Bericht seine Erfahrungen schildert. Im Joh-Schaufenster lassen die Kämpfer:innen gegen den Klimawandel auch ein ausgedientes Solarpanel zu Wort kommen, das sehr positiv von seinem Einsatz auf dem Feld der Klimarettung berichtet. 

Der „Wattbewerb“ ist ein Wettbewerb für Städte und Gemeinden,bei dem es um den beschleunigten Ausbau von Photovoltaik geht. Ziel ist es, die Energiewende in Deutschland durch exponentiellen Ausbau von Photovoltaik zu beschleunigen. Dies dient dem Erreichen des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens, das durch die gegenwärtig von der Politik getroffenen Klimaschutz-Maßnahmen laut People for Future nicht erreicht werde. Für das Klimaziel müsse die Energiewende zu 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2030 führen. „Ob Einfamilienhäuser, große Mietshäuser oder Dächer auf gewerblich oder industriell genutzten Gebäuden: Sie alle bieten das Potenzial, das für die lokale Energiewende vor Ort erschlossen werden muss“, ist sich Andreas Hlasseck, Sprecher der People for Future Gelnhausen, sicher. In der Gruppe engagieren sich derzeit etwa zehn aktive und 50 passive Unterstützer:innen aus Gelnhausen und Umgebung. Interessierte Mitbürger:innen aus Gelnhausen sind eingeladen, mitzumachen.

Mehrere Arbeitsgruppen befassen sich mit unterschiedlichen Themen, eine davon ist die AG Sonnenstrom. Die Gruppe ist über die Homepage parentsforfuture.de/de/gelnhausen oder per E-Mail gelnhausen@parentsforfuture.de erreichbar. Weitere Informationen können direkt bei der AG Sonnenstrom und Gerhard Müller-Waldheim angefordert werden: Balkonkraftwerke-P4F-GN@email.de. Das Informationsmaterial im Joh-Schaufenster ist jederzeit einsehbar und wird regelmäßig aktualisiert.

Zum Bild: Die AG Sonnenstrom (Sprecher Gerhard Müller-Waldheim, Dritter von rechts) der People for Future Gelnhausen (Sprecher Andreas Hlassek, Vierter von links) setzt sich für die stärkere Nutzung von Sonnenstrom in der Barbarossastadt ein. Unser Bild zeigt einen Teil der Gruppe mit Bürgermeister Daniel Chr. Glöckner (Vierter von rechts) vor dem Info-Schaufenster im ehemaligen Kaufhaus Joh. Foto: Stadt Gelnhausen

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