„Es geht auch um unsere Region“

„Es geht auch um unsere Region“

Birstein / Main-Kinzig (MKK/fw). Die Stadt Frankfurt muss beim Thema Wasser mehr tun: mehr Anstrengungen beim Wassersparen und mehr Eigengewinnung von Trinkwasser. Andernfalls muss – notfalls auch durch entsprechende Vorgaben aus der Landesentwicklung – das Wachstum der Stadt begrenzt werden. Und wir brauchen insgesamt mehr Bewusstsein und Wertschätzung für das Lebensmittel Nummer eins: unser Wasser“: Darin war sich Landrat Thorsten Stolz mit den Ortsvorstehern Michael Pfeifer (Kirchbracht), Timo Schleich (Illnhausen), Gabriele Fuchs (Mauswinkel), Michael Volz (Fischborn) sowie Birsteins Bürgermeister Fabian Fehl bei einem Treffen im Bürgerzentrum Birstein einig.

Forderung von Landrat Thorsten Stolz und Birsteiner Politikern an Frankfurt

Im Mittelpunkt des Austauschs zwischen Landrat, Bürgermeister und den Ortsvorstehern standen der aktuelle Antrag zur Verlängerung und Erhöhung der Wasserrechte des Wasserverbandes Kinzig, die Schaffung einer klimafesten Wassergewinnung für die Region und eine Schonung der Grundwasserressourcen. Zudem nutzte Landrat Thorsten Stolz die Gelegenheit, um die Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde Birstein über aktuelle Beschlüsse des Wasserverbandes zu informieren. 

Eigene Anstrengungen beim Wassersparen und bei der Wassergewinnung verstärken

Die Ortsvorsteherin und die Ortsvorsteher sowie Bürgermeister Fabian Fehl nutzten ihrerseits die Gelegenheit, ihre Sorgen und Bedenken vorzutragen und vor allem die Forderungen der Gemeinde Birstein zu bekräftigen. „Der Austausch war gut und wichtig, um die Sichtweise der Gemeinde Birstein zu hören und vor allem auch zu verdeutlichen, was durch den Main-Kinzig-Kreis beeinflusst werden kann und wo schlicht und einfach Grenzen gesetzt sind“, erklärt Landrat Thorsten Stolz. Dazu gehöre beispielsweise, dass über den Wasserrechtsantrag und damit verbundene mögliche Auflagen nicht der Main-Kinzig-Kreis, sondern das Regierungspräsidium in Darmstadt entscheidet. Ebenso müsse man wissen, dass der Landkreis im Wasserverband Kinzig über keine eigenständige Mehrheit verfüge.

Landrat Thorsten Stolz sagte zu, dass der Main-Kinzig-Kreis eine eigene Stellungnahme im Rahmen des laufenden Antragsverfahrens abgeben werde. „Und ja, darin werden wir auch Teile der Positionen der Gemeinden Brachttal und Birstein aufnehmen, wie beispielsweise das Monitoring zu verstärken und die beantragte Laufzeit zu verkürzen“, so Thorsten Stolz.

„Es geht also nicht um Frankfurt alleine, auch wenn heute dort der Löwenanteil der Fördermengen des Wasserverbandes hinfließt“

Die Argumentation aus Birstein und Brachttal sei zunächst erst einmal nachvollziehbar, möglichst wenig Wasser in den Gemeinden Brachttal und Birstein zu fördern, führt der Landrat aus. Zur Wahrheit gehöre aber auch, „dass Wasser nicht einem Einzelnen gehört, sondern Allgemeingut ist“. So berichtete der Landrat, dass auch Städte und Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis auf die Lieferungen des Wasserverbandes Kinzig angewiesen seien, da die Förderung vor Ort nicht zu 100 Prozent den Bedarf decke: „Es geht also nicht um Frankfurt alleine, auch wenn heute dort der Löwenanteil der Fördermengen des Wasserverbandes hinfließt. Es geht auch um unsere Region.“  

Genau aus diesem Grunde sei auch der Main-Kinzig-Kreis als Teil des Wasserverbandes Kinzig die treibende Kraft hinter dem Projekt zur Trinkwassergewinnung aus dem Oberflächenwasser der Kinzig. „Das ist ein innovatives Projekt, mit dem wir hessenweit eine Vorreiterrolle einnehmen werden“, sagte Landrat Thorsten Stolz mit Blick auf die geplante Wasseraufbereitungsanlage am Kinzigstausee in Ahl. Dieses Projekt werde umgesetzt, um vor dem Hintergrund des Klimawandels auch die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser für die Region zu erhöhen und vor allem Grundwasserressourcen zu schonen. „Erklärtes Ziel ist es, das Projekt noch in diesem Jahrzehnt, also bis 2030, an den Start zu bringen“, machte der Landrat deutlich.

Vor diesem Hintergrund hat der Wasserverband Kinzig deshalb auf Initiative des Main-Kinzig-Kreises bereits im Februar eine Selbstbindung beschlossen. Das heißt, dass der zukünftige Betriebsplan Grundwassergewinnung und Oberflächenwassergewinnung grundwasserschonend ausgelegt wird. Und konkret bedeutet das, dass in den wasserreichen Jahreszeiten Winter, Frühjahr und Herbst eine möglichst maximale Oberflächenwasseraufbereitung aus der Kinzigtalsperre und damit eine Aufspiegelung der Grundwasservorkommen in Birstein und Brachttal stattfinden soll. Dieses Vorgehen soll die Grundwasserressourcen schonen und damit eine der Kernforderungen der Vogelsberggemeinden erfüllen.

„Wir benötigen mehr Wertschätzung für das Wasser“

Die Gesprächsteilnehmer stimmten darin überein, dass es mehr Wertschätzung für das Wasser brauche. In diesem Zusammenhang berichtete der Landrat, dass auch im Main-Kinzig-Kreis Trinkwasser ein knappes Gut sei. „Das ist den Menschen vielerorts überhaupt nicht bewusst und in einem Teil der Städte und Gemeinden ist die Eigenversorgung nicht ausreichend, sondern sie sind auf zusätzliche Wasserlieferungen, beispielsweise durch den Wasserverband Kinzig oder die OVAG angewiesen“, so der Landrat, der allen Gesprächsteilnehmern für den konstruktiven Austausch dankte.

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