Erste Geflüchtete in Hallenunterkünfte eingezogen

Erste Geflüchtete in Hallenunterkünfte eingezogen

Main-Kinzig / Bad Orb / Birstein (MKK/fw). Am Donnerstag sind rund 230 Ukraine-Geflüchtete aus der Gießener Erstaufnahmeeinrichtung im Main-Kinzig-Kreis angekommen. Sie gehören damit zu den ersten, die über das strukturierte Zuteilungssystem nach dem „Königsteiner Schlüssel“ den hessischen Landkreisen und kreisfreien Städte zugeordnet worden sind. Auf dieses System, das sich weitgehend an der Bevölkerungsgröße der Gebietskörperschaft orientiert, hatten sich Bund und Länder kürzlich geeinigt, so dass der Main-Kinzig-Kreis nun wöchentlich Geflüchtete zugeteilt bekommt. Ob es in der kommenden Woche wieder zwischen 200 und 250 Personen sind oder mehr, ist derzeit noch unklar und hängt von dem weiteren Verlauf der Ankünfte in der Bundesrepublik ab. 

Bezug von Wohnungen geht parallel weiter

Die 230 Personen sind noch am Donnerstag in die Turnhalle der Haupt- und Realschule Birstein sowie in ein ehemaliges Hotel in Bad Orb gebracht worden. In diesem Zusammenhang spricht Landrat Thorsten Stolz allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung, der beteiligten Stadt- und Gemeindeverwaltungen, der Hilfsverbände sowie den ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern den Dank des Main-Kinzig-Kreises aus. „Seit Donnerstag beziehungsweise seit Freitag leben nun 180 Menschen aus der Ukraine neu in Birstein, weitere 50 in Bad Orb. Dass sie gut ankommen, gut versorgt und gut in den Alltag integriert werden, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die gerade erst begonnen hat“, sagte Thorsten Stolz.

Ukrainehilfe MKK: Wöchentliche Zuteilung über das Land Hessen hat begonnen

Am späten Donnerstagnachmittag hatte der erste Bus aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung den Main-Kinzig-Kreis erreicht. Die Geflüchteten aus der Ukraine wurden an einem gemeinsamen Treffpunkt begrüßt und auf die nächsten Schritte vorbereitet. Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Dezernentin, war ebenfalls anwesend. „Wir sind soweit das irgend geht gut vorbereitet. Die Ankunft und die Weiterfahrt zum endgültigen Ziel hat dank tatkräftiger Unterstützung und einem Arbeiten Hand in Hand gut geklappt, auch wenn es für alle Beteiligten ein sehr langer Tag gewesen ist. Und trotzdem muss uns alle das Schicksal der Menschen berühren“, sagte Simmler. Der letzte Bus aus Gießen erreichte den Main-Kinzig-Kreis erst nach Mitternacht. In ihre Unterkünfte in Birstein und Bad Orb kamen die meisten Menschen letztlich also erst am Freitag. 

Service-Anlaufpunkte in Vorbereitung

Susanne Simmler zeigte sich betroffen von den Schicksalen, die sie bei der Ankunft geschildert bekam. „Obwohl die ukrainischen Geflüchteten schon ein paar Tage in Deutschland sind, brauchen sie weiterhin unsere volle Solidarität und Unterstützung. Am Donnerstagabend habe ich mit einigen gesprochen, die Dinge erlebt haben und Abschied von Freunden und Verwandten nehmen mussten, wie es die meisten von uns in dieser Dramatik zum Glück noch nie tun mussten“, erklärte Simmler.

Für alle Belange und Bedarfe stehen in den Einrichtungen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Verfügung, sowohl in den bereits bestehenden wie auch in den Hallen in Birstein und Hanau-Mittelbuchen, die in diesen Tagen neu bezogen worden sind. In die Mehrzweckhalle in Mittelbuchen werden zunächst größtenteils Menschen einziehen, die kurzzeitig innerhalb des Hanauer Stadtgebiets anderweitig einquartiert worden waren. Auch hier gilt der Dank der Kreisspitze all denen, die in den Vorbereitungen und jetzt in der Aufnahme der Flüchtlinge pragmatisch und zuverlässig gearbeitet haben.

Ich empfinde es als einfach toll, wieviel Hilfsbereitschaft vorhanden ist, gerade auch wenn es wie von Donnerstag auf Freitag darum geht, noch nachts Menschen bei ihrem Einzug in das Quartier für die nächsten Tagen zu begleiten, obwohl der Bus vielleicht für nachmittags angekündigt worden ist“, so Simmler weiter.

Sporthalle der Heinrich-Böll-Schule wird ebenfalls Unterkunft für Geflüchtete

Die Kreisspitze hat bereits vor wenigen Tagen in Absprache mit der Stadt Bruchköbel die Einrichtung einer weiteren Turnhalle als Flüchtlingsunterkunft konkretisiert. Die Sporthalle an der Heinrich-Böll-Schule wird bis Anfang der neuen Woche so hergerichtet, dass dort rund 200 Personen einziehen können. Die Schulgemeinde wie auch die Stadt Bruchköbel waren auf diese Entscheidung schon vor einiger Zeit vorbereitet worden. Die nächste Zuteilung von Geflüchteten ist für die zweite Hälfte der kommenden Woche vorgesehen – dazu bedarf es nun der Kapazitäten der Böllturnhalle. Parallel laufen auch entsprechende Vorbereitungen an der Halle der Langenselbolder Käthe-Kollwitz-Schule, die möglicherweise schon in den Tagen danach verfügbar sein muss.

Landrat Thorsten Stolz weist darauf hin, dass der Main-Kinzig-Kreis auch den Umzug der Geflüchteten in Privatwohnungen umsetzt. Aktuell seien 70 Wohnungen im Kreisgebiet bezugsfertig, für die der Kreis in den kommenden Tagen die Umzugsaktionen festsetzen wird. „Wir müssen aber ganz klar sagen, dass derzeit viel mehr Menschen jede Woche neu in den Main-Kinzig-Kreis kommen, als wir Wohnungen bezugsfertig finden oder einrichten können. Die erste Priorität liegt auf der guten, geschützten Unterbringung und der Grundversorgung, das ist bei diesen Dimensionen nur in größeren Einrichtungen zu leisten“, sagte Stolz. „Mit dem gestrigen Donnerstag haben wir rund 2.700 ukrainische Geflüchtete in unserem Kreisgebiet registriert, und das in nicht einmal vier Wochen. Ohne Turn- und Mehrzweckhallen ist das im Moment nicht zu bewältigen. Und auf der Suche nach ausreichend Unterbringungen liegt nun mal angesichts dieser Zahl nach wie vor ein besonderer Schwerpunkt, ohne dass wir die folgenden Schritte komplett vernachlässigen würden.“

Neben der Unterbringung in Hallen und Wohnungen hat der Landkreis schon größere Unterkünfte im Landkreis angemietet und wird dies weiterhin tun, um dort ebenfalls Geflüchtete unterzubringen. Neben der Möglichkeit, in Hanau Liegenschaften der Bima kurzfristig bewohnbar zu machen, werden weitere Optionen geprüft. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass wir als Landkreis einen Einsatzbefehl des Landes Hessen erhalten könnten, um zusätzlich zu der kommunalen Unterbringung eine Außenstelle der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen aufzubauen und zu betreiben“, erläuterte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Ob und wann dies der Fall sei, sei die Entscheidung des Landes Hessen. 

„Orianka“: Informations- und Orientierungszentren in Vorbereitung

Die Kreisspitze kündigte an, ähnlich wie in 2015 gemeinsam mit Kooperationspartnern Informations- und Orientierungszentren zu schaffen, die möglichst viele Beratungs- und Leistungsangebote der öffentlichen Hand, aber auch von ehrenamtlicher Seite an zentralen Orten des Landkreises anbieten zu können.

Derzeit gibt es dafür den Projektarbeitstitel „Orianka“. Hinter dem Kürzel stecken die Begriffe Orientierung, Ankommen und Arbeit, also just die Themen, die nach den Fragen zu Unterkunft und Versorgung anstehen. Derzeit sei die Planung, dass es an  zwei Standorten im Kreisgebiet Orianka-Stellen gibt, also Anlaufpunkte für jedwede Frage zu Hilfen und direkter Vermittlung im Alltag, gerade auch bei Fragen rund um die berufliche Integration oder schulische Bildung, so Simmler. „Wir werden für eine ganze Weile solche Stellen brauchen, an denen es Informationen von Fachleuten gibt, auch Sprechstunden und individuelle Beratungen, und zwar über das hinaus, was in den Ausländerbehörden und an den Ukrainehilfe-Hotlines schon geleistet wird“, begründete die Erste Kreisbeigeordnete dieses Projekt. „Da arbeiten wir derzeit Hand in Hand mit Kommunen wie der Stadt Hanau und den örtlichen Helferkreisen, ebenso mit den Arbeitsmarktakteuren wie der IHK, den Kreishandwerkerschaften, der Agentur für Arbeit, dem Kommunalen Center für Arbeit und der AQA, um die Dinge vor zu bereiten und möglichst schnell in die Realität um zu setzen.“ „Orianka“ soll sich jeweils an den Bedarf anpassen und ständig weiterentwickeln können

Das Tagesgeschäft in den Ausländerbehörden und im Bereich „Hilfen für Migranten“ beim Main-Kinzig-Kreis besteht indes auch weiterhin darin, die Registrierung der Geflüchteten und die materielle Hilfe voranzubringen und abzuschließen. Nach einer ersten Meldung in der Heimatkommune können sie sich online beim Kreis erstregistrieren, und zwar auf der Homepage des Main-Kinzig-Kreises unter „Ukrainehilfe MKK“. Unaufgefordert erhalten sie dann einen Termin für die persönliche Vorsprache in der Ausländerbehörde (für das Stadtgebiet Hanau ist die Stadt Hanau zuständig – Infos auf: www.hanau-engagiert.de). Gut ein Viertel der Geflüchteten befindet sich bereits im Leistungsbezug, die Registrierungen schreiten ebenfalls voran. Der Main-Kinzig-Kreis hat das Personal in diesen Bereichen noch einmal um Kräfte aus anderen Verwaltungseinheiten verstärkt und akquiriert derzeit weitere Unterstützung. Wo bei Geflüchteten eine Vermittlung in Arbeit unmittelbar möglich ist, etwa durch eine fixierte Zusage eines Arbeitgebers, findet der Kreis derzeit ebenso prompte individuelle Lösungen.

Der Main-Kinzig-Kreis bittet dennoch um etwas Geduld, so Landrat Stolz. „Wir bündeln im Main-Kinzig-Forum ämterübergreifend Kräfte, um die Wartezeiten für die Geflüchteten bis zu ihrem Vorsprache-Termin weiter zu verringern. Schon jetzt muss aber niemand auf eine notwendige Hilfe verzichten, und da wissen wir auch alle Rathäuser mit im Boot, bei denen mitunter Fragen zum Aufenthaltstitel ankommen. Wir stehen als kommunale Familie an der Seite der Geflüchteten und helfen so schnell und pragmatisch wie es irgend geht“, so Stolz.

Zum Bild: In die Turnhalle der Heinrich-Böll-Schule in Bruchköbel werden kommende Woche Geflüchtete aus der Ukraine einziehen.

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