Nutzung als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine?

Nutzung als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine?

Biebergemünd (SPD/ml). Bereits im April des vergangenen Jahres brachte die SPD Biebergemünd einen umfangreichen Antrag in die Gemeindevertretung ein, durch den der Gemeindevorstand beauftragt wurde, mit der evangelischen Kirchengemeinde Bieber die Bedingungen eines Kaufs der Liegenschaft „Evangelisches Jugendheim“ zu klären. Dieser Antrag wurde parteiübergreifend und mit großer Mehrheit angenommen. Bisher wurde jedoch durch die Verwaltung noch keine Entscheidungsgrundlage über den Kauf des Areals erarbeitet. Zugleich solle dem Vernehmen nach die evangelische Landeskirche auf einen baldigen Verkauf drängen. Dies nahm die SPD-Fraktion zum Anlass, das Gelände und die Gebäude des Jugendheims zu besichtigen, da eine qualifizierte politische Entscheidung nur mit entsprechender Ortskenntnis möglich ist und vor allem die neuen Fraktionsmitglieder von dem Termin profitieren sollten.

SPD-Fraktion Biebergemünd besucht ehemaliges evangelisches Jugendheim in Bieber

Unter Führung des evangelischen Kirchenvorstehers Martin Logsch erkundeten die Fraktionsmitglieder die Räumlichkeiten in einer gut zweistündigen Führung. Nachdem bereits die FWG-Fraktion das Areal in Augenschein genommen hatte, zeigte sich auch die SPD durchaus angetan von den vielfältigen Möglichkeiten, die das Gelände bietet. So erklärt der Fraktionsvorsitzende Berthold Schum: „Den grundsätzlich positiven Eindruck, den die FWG bereits mitgeteilt hat, können wir vollends bestätigen. Unabhängig von konkreten Nutzungsperspektiven, über die sicherlich noch ausführlich und ohne Zeitdruck in den gemeindlichen Gremien zu debattieren ist, sehen wir hier außerordentliches Potenzial – nicht nur für eine Nutzung des eigentlichen Jugendheims, sondern auch für die langfristige Entwicklung und Erweiterung des Ortsteils Bieber auf dem Gelände.“

Langfristige Potenziale und kurzfristige Dringlichkeit

Das Areal mit einer Fläche von über 12.000 qm erlaubt die Umsetzung vielfältiger Nutzungsformate: Von Wohnen über Tourismus und Gastronomie bis hin zur langfristigen Unterbringung von Vereinen (Stichwort „Haus der Vereine“) und der Schaffung von Infrastruktur für dringende soziale Aufgaben, wie einer Tagespflege-Einrichtung, die für die SPD weiterhin ein zentrales Anliegen darstellt.

Uns ist dabei klar, dass die Gemeinde, die bereits vor einigen umfangreichen investiven Maßnahmen steht, hier nach einem potenziellen Kauf nicht in Windeseile ein bauliches Konzept entwickeln und umsetzen kann. Trotzdem sehen wir hier ein so großes Potenzial, dass ein Kauf keinesfalls leichtfertig ausgeschlagen werden sollte“, fasst die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Karin Linhart den Eindruck der Fraktionsmitglieder zusammen. Bei der gegenwärtigen Situation auf dem Immobilienmarkt sei für die Gemeinde auch bei einem kurzfristigen Erwerb nichts verloren, wenn die Immobilie einige Zeit lang „ruhen“ und für die Deckung der laufenden Kosten weiterhin vermietet würde. Dies ließe der Verwaltung und den gemeindlichen Gremien die notwendige Zeit, hier kreativ tätig zu werden und Konzepte zu entwickeln. Möglich wäre hier natürlich auch der spätere (Teil-)Verkauf an Investoren, die mit Konzepten im Sinne der Gemeinde aufwarten könnten.

Die Vorsitzende des Biebergemünder Sozialausschusses, Martina Glaab, ergänzt hierzu: „Alles in allem haben wir jetzt, und nur jetzt, die Chance hier Entwicklungen eigenständig anzustoßen und die infrastrukturellen Voraussetzungen für deren Umsetzung zu schaffen.“ Die SPD wünscht sich daher vom Gemeindevorstand und der Verwaltungsspitze eine kurzfristige und deutliche Interessensbekundung an dem Gelände.

Neben allen langfristigen Perspektiven, die das Areal für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde bietet, richteten sich die Überlegungen der SPD aber immer wieder auf tagesaktuelle Ereignisse, die tatkräftiges Handeln auch in Biebergemünd notwendig machen: Der brutale Krieg in der Ukraine, der täglich hunderttausende von Menschen zur Flucht ins Ausland zwingt, führt dazu, dass die Kommunen aller Voraussicht nach wieder kurzfristig und in großem Umfang Unterkünfte für Geflüchtete mieten oder erwerben müssen. „Auf dem Areal des Jugendheims haben wir die Möglichkeit, mit geringem Aufwand Unterbringungsmöglichkeiten für mindesten 50 Personen zu schaffen“, meint der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Dr. Martin Loder. „Die Betten stehen im wahrsten Sinne schon bereit, die sanitären Einrichtungen sind mehr als ausreichend, selbst eine Küche und Gemeinschaftsräume sind vorhanden. Ich sehe täglich, dass in der Bevölkerung, in der Verwaltung und über alle Parteigrenzen hinweg eine große Bereitschaft zur Unterstützung der Geflüchteten besteht. In dieser Einrichtung sollten wir kurzfristig und unkompliziert Maßnahmen ergreifen, um den Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten.“

„Dies ist ein Gebot der Stunde“

Die Möglichkeit der Nutzung des Jugendheims als zentrale Gemeinschaftsunterkunft sei letztlich auch unabhängig von der Frage des Kaufs zu betrachten. Selbst, wenn sich die Gemeinde gegen einen Erwerb entscheidet, sei mit den Eigentümern über eine entsprechende Nutzung ins Gespräch zu treten. „Dies ist ein Gebot der Stunde“, so Loder abschließend.

Zum Bild: Mitglieder der SPD-Fraktion vor dem ehemaligen evangelischen Jugendheim in Bieber                                          

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