SPD tritt weiter für einen Waldkindergarten ein

SPD tritt weiter für einen Waldkindergarten ein

Wächtersbach (SPD/hk). Eigentlich schien alles geklärt: 100.000 Euro sind im Haushaltsjahr 2022 für die Errichtung einer Wald- oder Naturkita bereitgestellt. So hatte es die Stadtverordnetenversammlung erst Anfang Februar ohne Diskussion und mit den Stimmen aller Parteien beschlossen. Deshalb staunten die Wächtersbacher Sozialdemokraten nicht schlecht, als gerade mal fünf Tage später im Jugendausschuss, in dem weitere Details zum Konzept besprochen werden sollten, von CDU, Freien Wächtern und Grünen nur noch die Rede von einer einzelnen Waldgruppe war, die in einem bereits bestehenden Wächtersbacher Kindergarten eingerichtet werden sollte. Es wurde mehrfach betont, man wolle die „kleinere Lösung“, um „kein Geld zum Fenster rauszuwerfen“. Irritationen löst bei der SPD allerdings nicht nur der Beschlussvorschlag, sondern auch die Art und Weise aus, mit der dieser herbeigeführt wurde.

Verwunderung über Inhalt des Beschlussvorschlages im Jugendausschuss

Überrascht sind die Sozialdemokraten vor allem über die Begründung, mit der sich Wächter, CDU und Grüne eindeutig für eine integrierte Waldgruppe ausgesprochen hatten: Eine reine Waldkita biete keine Ganztagsbetreuung, stehe damit nicht jedem Kind zur Verfügung. „Warum eine Waldgruppe, zumal diese deutlich als ‚kleinere Lösung‘ benannt wurde, hingegen mehr Kindern offenstehen sollte, konnte uns leider niemand erklären“, so Astrid Feigl, die für die SPD an der Sitzung teilgenommen hatte. Abgesehen davon gebe es bereits Naturkonzepte wie Waldtage oder Projektwochen in jedem Wächtersbacher Kindergarten. „Kombinationen von Waldpädagogik und herkömmlicher Betreuung, wie sie die anderen Parteien nun vorschlagen, gibt es bereits überall in Wächtersbach. Eine wirkliche Innovation wäre aber nur ein reiner Waldkindergarten.“

Dies hätten vor der Kommunalwahl auch die Freien Wächter noch so gesehen. ‚Waldkitas sind im Kommen und stellen in Wächtersbach eine echte Marktlücke dar‘, verkündeten diese noch im Wahlkampf und machten sogar einen konkreten Standortvorschlag. „Das eine Waldkita, die in zahlreichen anderen Kommunen von einer breiten Mehrheit unterstützt und bis vor wenigen Monaten auch von Wächtersbacher Parteien gefordert wurde, im Jugendausschuss plötzlich als unsoziales Elitenprojekt dargestellt wird, irritiert uns doch sehr“, so der SPD-Vorsitzende Jan Frederik Beyer.

Nicht nur der Sinneswandel von Freien Wächtern, CDU und GRÜNEN nach nur fünf Tagen, sondern auch die Art und Weise, wie der Beschlussvorschlag an die Stadtverordneten zustande gekommen ist, verwundert die Vertreter der SPD. Nach einer ausführlichen, zum Teil kontroversen Diskussion hatte sich in der Ausschusssitzung sogar Stadtverordnetenvorsteher Jan Volkmann (Freie Wächter) mit einem ausformulierten Beschlussvorschlag zu Wort gemeldet. Dieser sah vor: Es solle die Einrichtung einer Waldkita und die Erweiterung um eine Waldgruppe geprüft werden – jedoch soll nur eine der Möglichkeiten umgesetzt werden.

„Wir kannten bis kurz vor der Abstimmung nicht mal den genauen Wortlaut der Beschlussempfehlung“

Dieser lag dann kurz nach seiner Einbringung den Ausschussmitgliedern von Wächtern, CDU und GRÜNEN auf ihren Handys vor – den Mitgliedern der SPD leider nicht. „Während die Vertreter der anderen Parteien auf ihren Smartphones durch den Beschlussvorschlag hin und her scrollten, saßen wir da und kannten bis kurz vor der Abstimmung nicht mal den genauen Wortlaut der Beschlussempfehlung“, so Beyer. „Das unser Stadtverordnetenvorsteher, der ansonsten sehr um Überparteilichkeit bemüht ist, in einer solchen Sitzung nur einen Teil der Stadtverordneten mit Informationen versorgt, passt so gar nicht zu dem versprochenen neuen Politikstil.“

Trotz dieser Irritationen suchten die SPD-Vertreter in der Sitzung nach einem Konsens und baten um die Ergänzung eines einzigen Wortes, damit im Zweifelsfall auch beide Optionen umgesetzt werden können. Die Freien Wächter beantragten gleich zweimal eine fünfminütige Sitzungsunterbrechung, um den SPD-Vorschlag zu besprechen. Dabei blieben Wächter und Grüne jedoch unter sich. „Außer Frau Rossi von der CDU sah leider kein Ausschussmitglied die Notwendigkeit, mit uns das Gespräch zu suchen“, stellt Ausschussmitglied Susanne Mainka fest. Mit etwas mehr Kommunikationsbereitschaft an dieser Stelle hätte sich das für Außenstehende völlig unverständliche Hickhack um ein einziges Wort vermeiden lassen.

„SPD verfolgt weiterhin das Ziel, in Wächtersbach eine Waldkita einzurichten“

Nach Ansicht der SPD ließe sich ein Waldkindergarten mit einem externen Träger deutlich schneller und wahrscheinlich kostengünstiger einrichten als eine integrierte Waldgruppe, für die erstmal ein naturpädagogisches Konzept erarbeitet und wahrscheinlich weitere Erzieher:innen eingestellt werden müssten. Die SPD verfolgt weiterhin das Ziel, in Wächtersbach eine Waldkita einzurichten, ob mit städtischem Personal oder mit einem externen Träger, wie zum Beispiel der AWO – auch, wenn der Beschlussvorschlag von Wächtern, CDU und Grünen an die Stadtverordneten das nicht wahrscheinlicher gemacht hat.

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