Neues Fahrsilo als Zeichen für hohen Umwelt- und Gewässerschutz

Neues Fahrsilo als Zeichen für hohen Umwelt- und Gewässerschutz

Main-Kinzig (MKK/jkm). Drasenberg ist ein Örtchen mit nur wenigen Häusern mitten im Grünen. Oder im Schnee, denn durch seine erhöhte Lage weht dort mitunter ein etwas raueres Lüftchen als in anderen Schlüchterner Stadtteilen. Einst war Drasenberg einer von mehreren Klosterhöfen, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den „Klosterhöfen“ zusammenschlossen. Heute ist diese Ansammlung von Höfen ein Schlüchterner Stadtteil. Drasenberg ist die Heimat von Ralf Zinkhan und seiner Familie. Schon in der neunten Generationen bewirtschaften sie im Haupterwerb ihren landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchkuhhaltung und Jungviehaufzucht und stecken nicht nur viel Herzblut in die Arbeit auf den Feldern und in den Ställen, sondern investieren auch kräftig, um den Betrieb fit für die Zukunft zu machen. Dazu gehörte erst kürzlich der Bau einer neuen Fahrsiloanlage.

Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler und Karsten Dill, Leiter der Abteilung Landwirtschaft im Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum, statteten der Familie Zinkhan einen Besuch ab und informierten sich vor Ort über die neue Anlage, die mit rund 20.000 Euro aus dem hessischen Entwicklungsplan für den ländlichen Raum und dem Bundesprogramm „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ gefördert worden ist. „Hier geht es ganz konkret um den Gewässerschutz. Denn durch die neue Fahrsiloanlage wird gewährleistet, dass Gär- und Sickersaft, die bei der Silage von Gras entstehen, nicht ins Oberflächenwasser, Trinkwasser oder Grundwasser gelangen“, sagte die Dezernentin für Umwelt- und Naturschutz und den ländlichen Raum und dankte dem Landwirte-Ehepaar für die Bereitschaft, immer wieder Investitionen zu tätigen und den Betrieb fortzuführen, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht immer einfach seien. Als sichtbares Zeichen für die Investition in den Umwelt- und Gewässerschutz überreichten Susanne Simmler und Karsten Dill ein Infoschild, das über das Projekt Auskunft gibt. Ein sichtbares Zeichen auch dafür, wie verantwortungsvoll Landwirtschaft mit Umwelt und Natur umgeht.

Susanne Simmler spricht mit Drasenberger Landwirte-Ehepaar Zinkhan über Investion und den Wert regional produzierter Lebensmittel

Wir haben im Main-Kinzig-Kreis das Glück, dass wir noch zahlreiche Landwirte haben, die Lebensmittel vor Ort erzeugen. Leider verlieren immer mehr Menschen den Bezug dazu, woher Milch, Käse, Mehl und Fleisch eigentlich stammen und dass dies viel mit Regionalität und Nachhaltigkeit zu tun hat. Gleichzeitig verringert sich in zunehmendem Maße das Verständnis dafür, welche wichtige Arbeit Landwirte leisten und welche Bedingungen erforderlich sind, um hochwertige und gesunde Lebensmittel erzeugen zu können“, erklärte Susanne Simmler.

Ralf Zinkhan und seine Frau Anette bewirtschaften eine Fläche von 85,5 Hektar, davon sind 63 Hektar sogenanntes Dauergrünland. „Wir stellen das Futter für unsere 170 Tiere selbst her“, sagte Ralf Zinkhan mit Blick auf die Fahrsiloanlage, die auf einer Fläche von 500 Quadratmetern auf einer 20 Zentimeter dicken Betonsohle errichtet worden ist. In dieser Anlage wird das frisch gemähte Gras von den Grünlandflächen leicht getrocknet, gepresst und luftdicht verschlossen. Dabei setzt ein Gärprozess ein, der das Gras haltbar macht. Die dabei entstehenden Gär- und Sickersäfte werden in der neuen Anlage über Kanäle sicher in eine Sickergrube geleitet und später zu Düngemittel aufbereitet. „Das Futter für die Tiere wird direkt auf dem Hof und den zugehörigen Feldern produziert und verarbeitet. Das sind an für sich ideale Bedingungen“, sagte Susanne Simmler.

Jedoch erfuhr sie im Gespräch mit Ralf und Anette Zinkhan, dass genau dieses vor Ort produzierte Futter mitunter eine große Gefahr birgt: Verunreinigungen in Form von Plastikteilen, die von Spaziergängern oder Wanderern einfach auf die Wiesen geworfen werden. „Dieses gedankenlose Verhalten hat allein in diesem Jahr schon zwei Kühen das Leben gekostet, die elendig an inneren Blutungen gestorben sind, die sie sich durch winzige Plastik- und Metallteile im Futter zugezogen haben. Im vergangenen Jahr waren es sogar acht Tiere“, erläuterte Ralf Zinkhan. Diese gefährlichen Fremdkörper im Futter stammten von Plastikflaschen und scharkantigen Dosen, die auf den Weiden entsorgt wurden. „Wir geben uns viel Mühe, die Wiesen vor dem Mähen gut abzusuchen, damit wir nichts übersehen. Es rutscht aber immer wieder etwas durch“, erklärte der Landwirt, der seinen Tieren in solchen Fällen gar nicht mehr helfen kann, weil eine Kuh mit inneren Verletzungen innerhalb einer Viertelstunde verbluten kann.

„Viele Kinder sind erst mal sehr überrascht, wenn sie sehen, wie echte Kühe aussehen“

Solche schwerwiegenden Ereignisse könnten durch mehr Umweltbewusstsein und rücksichtsvolleres Verhalten vermieden werden. Umso wichtiger ist es, schon jungen Menschen beizubringen, dass die Natur kein Mülleimer ist und Unrat große Schäden verursachen kann. Die Familie Zinkhan engagiert sich in diesem Bereich sehr und ist schon seit einigen Jahren Projektpartner des Main-Kinzig-Kreises bei Lernfeld Landwirtschaft“, erklärte Susanne Simmler. Wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war es in den vergangenen Monaten allerdings nicht möglich, diese Angebote in vollem Umfang beizubehalten. „Viele Kinder sind erst mal sehr überrascht, wenn sie sehen, wie echte Kühe aussehen. Sie kennen das aus ihrem täglichen Leben gar nicht mehr“, stellte Ralf Zinkhan fest.

Wir lassen sie dann gern die tägliche Futterration einer Kuh zusammentragen, damit sie überhaupt eine Vorstellung davon bekommen, wie viel Futter so ein Tier jeden Tag benötigt. Das macht den Kindern einen Riesenspaß und ist anschaulicher Unterricht“, erläuterte Anette Zinkhan. Auf dem Hof gibt es zur Freude der Kinder eine aus Holzteilen gebaute Melk-Kuh, an der die Kinder üben können und der es nichts ausmacht, wenn ihre Euter anders als sonst gemolken werden. „Das macht den Kindern einen Riesenspaß“, sagte Anette Zinkhan. „Kindern die Bedeutung von Landwirtschaft für deren eigenes Leben näher zu bringen, ist eine lohnende Aufgabe. Nur so können sie begreifen, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz direkt vor ihrer eigenen Haustür beginnen und dass unsere Landwirtinnen und Landwirte hier einen wichtigen Beitrag leisten und auch sie selbst viel dazu beitragen können“, sagte Susanne Simmler.

Zum Bild: Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (Zweite von links) und Karsten Dill, Leiter der Abteilung Landwirtschaft im Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum (links), mit dem Landwirte-Ehepaar Anette und Ralf Zinkhan vor der neuen Fahrsiloanlage, die zum Teil mit Landes- und Bundesmitteln gefördert worden ist. Bild: MKK

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