Kabarettist Leber: „Künstler werden ausgewildert“

Kabarettist Leber: „Künstler werden ausgewildert“

Bad Orb (ae). Jürgen Leber lacht: „Des hat´s ja auch noch net gebbe, des em Künstler schon vor seinem Ufftritt en Denkmal gesetzt wird.“ Leber steht vor einer Statue neben dem Eingang des Gartensaals der Konzerthalle. Die Figur hält scheinbar eine Mundharmonika in Händen – Grund genug für Leber, sofort an seinen Musikerkollegen Rainer Weisbecker zu denken, der eine Woche nach ihm am selben Ort einen Auftritt haben wird: Am kommenden Samstag also, 4. September, um 19.30 Uhr.

Doch das ist jetzt für die Gäste erstmal zweitrangig. Vorrangig ist der Auftritt von „dem Asterix seim Hessisch-Lehrer“, dessen Programm „War Hermann Hesse?“ ganz ohne Asterix und Obelix, dafür aber nicht ohne eine Menge Humor auskommt. Vor einem Publikum, das sich wetterbdingt im Gartensaal der Konzerthalle Bad Orb einfindet und von Buchhändlerin Andrea Euler von der Wächtersbacher Altstadt-Buchhandlung Dichtung & Wahrheit begrüßt wird. Die sich – wie gleich darauf Jürgen Leber – darüber freut, „mal wieder echte Menschen bei einer Veranstaltung“ begrüßen zu dürfen.

Die Frage aller Fragen: „War Hermann Hesse?“

Leber geht da einen Schritt weiter: Ginge es nach ihm, müsste man „Eintrittskarten über die Krankenkasse abrechnen“ dürfen. Zur aktuellen Situation stellt der Kabarettist fest: „Künstler werden ausgewildert. Wie ein Igel. Wenn der unter einen Aufsitzrasenmäher kommt, kann man auch net sagen: Lauf, Igel, lauf.“ Es gäbe in der Pandemie „auch Künstler, die wir verloren haben. Der Michael Wendler beispielsweise, der ist hoffnungslos. Da ist sogar der IQ-Test negativ.“ Und auch Xavier Naidoo bekommt sein Fett weg: „Das klingt immer, als wenn sie von den Zeugen Jehovas den Wachtturm als Hörbuch herausgegeben hätten.“

Aber auch Selbstkritik darf nicht fehlen: „Wenn mir heute was runterfällt, frag ich mich: Brauch ich das wirklisch? Und wenn ich schon mal unten bin, frag ich mich: Gibt´s noch was anneres zu erledische?‘“ Er sei deshalb durchaus bereit, „Bauchspeck und Tränensäcke an Selbstabholer abzugeben.“ Seien es „erotische Begegnungen mit Gegenständen, der Fachbegriff dafür ist Dingsbums“, sei es die „Delfintherapie, bei der mit Flipper um die Wette geschwommen wird – mein Schwimmabzeichen ist Treibholz“ – Leber kalauert sich durch die Unwägbarkeiten der Gegenwart, erklärt Begriffe wie „Kreditblase“ („Wenn Du bei der Prostituierten nicht gleich zahlst“ und Vakuum („Ich hab´s im Kopp, aber ich komm net drauf“) und sorgt für einen lustigen unterhaltsamen Abend.

Nur für eine Dame nicht: Diese glaubte an einen Druckfehler auf dem Ankündigungsplakat und erhoffte sich einen Vortrag über Hermann Hesse…

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