Hightech-Kitzrettung 2.0 mit Drohne in Bad Orbs bedrohter Natur

Hightech-Kitzrettung 2.0 mit Drohne in Bad Orbs bedrohter Natur

Ein Beitrag von Dr. Ulrich Dehmer, Hegeringleiter Bad Orb

„Wer kennt und liebt sie nicht, die kleinen Bambis. Rehkitze werden von ihren Müttern oft im dichten Gras auf landwirtschaftliche Flächen abgelegt, weil sie im hohen Gras gut geschützt sind. Bei drohender Gefahr bleiben sie regungslos liegen und werden so von vielen Räubern kaum entdeckt. Vielen Jungtieren wird dies aber leider jedes Jahr immer wieder zum Verhängnis. Denn wenn das Gras zu Futterzwecken gemäht wird, fliehen sie auch hier nicht und werden durch die Mähmaschinen getötet.

Landwirt Mathias Mäser mäht Wiesenfläche und Jäger Harald Zingg rettet ein Kitz

Seit jeher werden in Orb die Jäger von den Landwirten vor dem Mähen informiert, diese suchen dann mit ihren Hunden die Wiesen ab und bringen die gefundenen Kitze sachgerecht in Sicherheit.

Als neue effektive Methode zur Kitzrettung hat sich das Absuchen der Mähflächen mit Drohnen, die mit Wildkameras bestückt sind, in jüngster Zeit erwiesen. Auch hier ist in den frühen Morgenstunden der Jäger mit von der Partie, um die mit der Drohne gefundenen Kitze aus der Gefahrenzone zu bringen. Dabei ist es wichtig, dass die Kitze nicht in direkten Kontakt mit einem Menschen kommen, damit sie dessen Geruch nicht annehmen und hinterher von den Muttertieren verstoßen werden.

Der Jagdverein Hubertus Altkreis Büdingen e. V. hat zum Feldtag zur Jungwildrettung in der Landwirtschaft eingeladen. Es werden verschiedene Techniken zur Vermeidung von Jungtierverlusten vorgestellt.

Gleiches gilt natürlich auch, wenn Sie ein Kitz finden. Am besten lassen Sie es liegen und verständigen den zuständigen Jäger, er wird sich gerne sachgerecht dem Problem annehmen.

Die Jagdgenossenschaft Bad Orb hat für dieses Jahr ein großzügiges Budget für die Kitzrettung 2.0 zur Verfügung gestellt. Drei erfahrene Drohnenpiloten stehen mit ihren Drohnen bereit, um vor dem Mähen zum Einsatz zu kommen. Somit steht nun auch Bad Orb diese innovative Methode der Kitzrettung zur Verfügung. Beim ersten Drohneneinsatz konnten übrigens sechs Kitze gerettet werden.

Was Sie vielleicht noch wissen sollten

Außerdem sind in der Gemarkung Bad Orb mehr als 6.4 ha Blühflächen und mehr als 3.4 ha Stilllegungsflächen vorhanden, die der Natur zugute kommen. Auch im Wald sind von den Jagdpächtern zahlreiche ha Wildwiesen angelegt worden. Diese Biotope werden regelmäßig gepflegt und bieten Lebensraum für zahlreiche Insekten, Amphibien, Vögel, Fledermäuse und Nahrung für Rot- und Rehwild. Hierdurch sinken auch die Schäden durch das Wild und die Naturverjüngung des Waldes wird unterstützt. Übrigens: Auf Wildwiesen wird nicht gejagt oder geschossen. Leider wird auch in Hessen derzeit das politisch gewollte Motto „Wald vor Wild“ angestrebt. Wir Jäger hoffen, damit einen Beitrag zur Erhaltung des heimischen Wildes zu leisten und es vor der derzeitigen Politik zu schützen.

Dies alles darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Natur insbesondere das sensible Ökosystem Wald überbelastet ist. Es existiert ein dramatischer Rückgang der biologischen Vielfalt, denn unser Wald, das letzte Rückzugsgebiet vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten, wird von Jahr zu Jahr von immer mehr Menschen besucht. Trendsportarten wie Quad/Motocross-Fahren, Geocatching, wildes Camping, E-Mountain-Biken und insbesondere Mountain-Biken auf Flowtrails (Großsportanlagen mit Sprungschanzen, Steilwänden, Brücken etc.), die jedes Wochenende Hunderte von Extremsportlern in die letzten noch intakten Biotope des Orber Stadtwaldes ziehen, stellen eine zunehmende Gefahr für unsere Natur dar.

Mein ganz herzlicher Dank gilt daher den vielen rücksichtsvollen Besuchern in unserer herrlichen Natur, die ihre Hunde anleinen und auf den Wegen bleiben und die Ruhe und den Frieden des Waldes genießen und ihn so verlassen, wie sie ihn vorgefunden haben, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Rot- und Rehwild, aber auch die noch vorhandenen Kreuzottern werden es Ihnen danken.

Es macht wenig Sinn, wenn wir die Kitze retten, aber tatenlos zusehen, wie ihr Lebensraum zerstört wird“, so Dr. Ulrich Dehmer, Hegeringleiter Bad Orb abschließend.

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