Startschuss für Neuausrichten des Öffentlichen Personennahverkehrs

Startschuss für Neuausrichten des Öffentlichen Personennahverkehrs

Main-Kinzig (KVP/ap). Nicht erst durch die Corona-Pandemie befindet sich die Mobilität im Umbruch. Auch die Herausforderungen der Klimakrise und der demografische Wandel wirken sich erheblich auf die Zukunft der Mobilität aus mit all ihren Facetten und machen eine Neuausrichtung notwendig. Gerade Bürgerinnen und Bürger aus dem Main-Kinzig-Kreis, die zahlreich in das Ballungszentrum Rhein-Main ein- und auspendeln, erfahren täglich, dass die Infrastruktur sowohl auf der Schiene als auch auf sämtlichen Autobahnen nahezu erschöpft ist. Kleinste Behinderungen können täglich zu einem Verkehrskollaps führen. Hier sieht die Politik im Main-Kinzig-Kreis unmittelbaren Handlungsbedarf.

Im Sommer 2020 hat die Kreisverkehrsgesellschaft (KVG) Main-Kinzig mbH daher unter Einbeziehung eines Lenkungskreises bestehend aus Kommunen, die den gesamten Kreis repräsentieren sowie mit den Vertretern der Institutionen der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, der Hanau Infrastruktur Service und Spessart Regional den Leitbildprozess gestartet.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzten Gelegenheit zum Austausch über das „Leitbild Mobilität für den Main-Kinzig-Kreis“

Im Rahmen des Online-Bürgerdialogs am 5. Juli wurden die Ergebnisse des Leitbildes Mobilität für den Main-Kinzig-Kreis interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen einer knapp zweistündigen Zoom-Veranstaltung vorgestellt. Anschließend wurde eine digitale Fragerunde mit dem verantwortlichen Kreisbeigeordneten Winfried Ottmann, dem KVG Geschäftsführer Rüdiger Krenkel und dem Projektteam der KVG ermöglicht.

Während der rege besuchten Veranstaltung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiterhin verschiedene Möglichkeiten zur Interaktion nutzen. In vier Abstimmungsrunden holte sich die KVG Stimmungsbilder ein zu den präferierten Qualitätskriterien und Mobilitätsbedürfnissen im ÖPNV oder auch zu intermodalen Verkehrsangeboten, hier die Car-Sharing- und Bike-Sharing Angeboten. Außerdem wurden während und nach der Veranstaltung zahlreiche Fragen via Chat gestellt und im Anschluss an die Veranstaltung ausführlich beantwortet.

„Mit der Erstellung des Leitbilds haben wir den Veränderungsprozess für die Mobilität im Main-Kinzig-Kreis eingeleitet,“ betont Verkehrsdezernent Winfried Ottmann. „Es gilt zu klären, wie unsere Mobilität in zehn Jahren aussehen wird und welche Rolle zukünftig alternative Antriebe und autonome Fahrzeuge für unseren ÖPNV spielen wird. Es muss ausgelotet werden, welche Chancen die digitale Vernetzung und neue Mobilitätsdienste für den Main-Kinzig-Kreis bieten,“ erklärt er.

Bild: Zieldefinitionen und Einflussfaktoren

Als zukunftweisende Fragen rund um die Mobilität mit Schwerunkt ÖPNV wurden identifiziert:

  • Wie soll die Mobilität mit und um den ÖPNV ressourcen- und umweltschonend gestaltet werden?
  • Welches ist das Verkehrsmittel oder dessen Kombination, das für eine jeweilige Raumstruktur am besten geeignet ist?
  • Nach welchen Zielsetzungen soll der ÖPNV sowie seine Zubringer entwickelt werden?
  • Welche differenzierten Standards im Angebot sollen einheitlich im Kreis gelten?
  • Welche infrastrukturellen und betrieblichen Begleitmaßnahmen sind jeweils erforderlich?
  • Welche künftigen Mobilitätsangebote und -formen sollen einbezogen und in einem nächsten Schritt vertieft geprüft werden?

Fünf thematischen Leitsätze, die als sogenannte „Leitplanken“ für den neu zu erstellenden Nahverkehrsplan dienen sollen, sind als zentrales Ergebnis des Leitbildprozesses hervorgegangen. Diese beinhalten sowohl soziale, umwelt- und klimarelevante, als auch verkehrliche Komponenten. Sämtliche Arten der Mobilität, d. h. der Fuß- und Radverkehr, der motorisierte Individualverkehr (Fahrten mit dem PKW), der Öffentliche Verkehr mit Bus und Bahn und Wirtschaftsverkehre sowie die dazugehörigen Schnittstellen, Zieldefinitionen und Einflussfaktoren wurden dabei mit einbezogen.

Die Aussagen beziehen sich auf den Zielhorizont von 2035, das heißt auf einen überblickbaren Zeitraum und auch auf die Umsetzung des derzeit im Entwurf befindlichen Deutschlandtakts der Deutschen Bahn AG.

Wie geht es weiter?

„Das Leitbild steckt den Rahmen für die weitergehenden
Diskussionen und Aufträge ab,“
erklärt Rüdiger Krenkel. „Im Vordergrund steht zunächst
die Erarbeitung des neuen Nahverkehrsplans, die sich nahtlos an den Leitbild-Prozess anschließt und auf dessen Zielaussagen aufbaut. Des Weiteren werden konkrete Pflichtenhefte für verschiedene Prüfaufträge erarbeitet, die grundsätzlich parallel zu der Erstellung des Nahverkehrsplans begonnen und durchgeführt werden können. Beispielhaft kann hier das Testprojekt zum autonomen Fahren im ÖPNV genannt werden, wo wir in Bad Soden-Salmünster die Zukunftsfähigkeit neuer Komponenten ausloten, um sie dann bald im Regelbetrieb einzusetzen. Ein guter Anfang ist bereits gemacht, jetzt müssen wir alle am Ball bleiben und unsere gemeinsamen Ziele umsetzen,“
fordert Krenkel.

Das Leitbild Mobilität für den Main-Kinzig-Kreis: www.kvg-main-kinzig.de.

Zitate aus der Lenkungsgruppe:

„Das Besondere für mich als Teilnehmerin an diesem Lenkungskreis war die Tatsache, dass jede Kommune, egal wie groß oder ländlich geprägt sie ist, ihre eigene Stimme hatte, die gehört wurde“. Jutta Hummel, Leiterin des Standes- und Ordnungsamtes der Gemeinde Biebergemünd

„Die Weiterentwicklung unseres öffentlichen Personennahverkehrs ist ein zentrales Anliegen für die Gemeinde Ronneburg. Das neue Leitbild Mobilität mit zu erarbeiten und neue Mobilitätsformen, wie E-Bikes bis hin zu Carsharing und vieles mehr, mit den traditionellen Beförderungsmitteln des Personennahverkehrs zu kombinieren ist das Thema der Zukunft, um einen bedarfsgerechten und attraktiven öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen.“

„Der öffentliche Personennahverkehr nimmt eine Schlüsselrolle bei der Vermeidung von klimaschädlichen CO2-Emissionen und einer unnötig hohen Verkehrsdichte ein. Ob auf unseren Straßen, in den Dörfern und Städten, es bedarf es einem attraktiven öffentlichen Nahverkehrssystem, welches auch die Kommunen im ländlichen Raum einbezieht und unsere Bürgerschaft zur Nutzung des ÖPNV motiviert“. Andreas Hofmann, Bürgermeister Gemeinde Ronneburg

„Die Zusammenarbeit im Lenkungskreis zum „Leitbild Mobilität für den MKK“ war von konstruktivem Miteinander geprägt. Bereichernd für die Ausarbeitung war die Teilnahme der Kommunen unterschiedlichster Lage, um die unterschiedliche Struktur und die Dichte des Main-Kinzig-Kreises abzubilden sowie die Vielfalt und Kompetenz der Teilnehmer*innen des gesamten Arbeitskreises. Jeder konnte seine Kerngedanken und Ziele formulieren, die in das Konzept eingeflossen sind. Mit der notwendigen Transparenz können die Ziele für eine zukunftsorientierte Mobilität im MKK erreicht werden. Trotz der teilweise erschwerten Bedingungen durch die Pandemie, war jederzeit eine zielführende Zusammenarbeit im Lenkungskreis möglich, für die ich mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten herzlich bedanke.“ Cornelia Rück, Bürgermeisterin Gemeinde Schöneck

„Wirtschaft braucht Mobilität. Mobilität braucht Konsens. Deshalb sind das Leitbild und der Dialog dazu für die Unternehmen im Main-Kinzig-Kreis so wichtig!“ Dr. Gunther Quidde, Hauptgeschäftsfü­hrer Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern

„Unsere Mobilität muss nachhaltiger werden – darin sind sich alle einig. Mehr zu Fuß, mit dem Fahrrad und natürlich mit dem ÖPNV. Wir arbeiten intensiv daran, unseren Stadtbusverkehr in Maintal für noch mehr Fahrgäste attraktiver zu gestalten: Mit einem verbindlichen 30-Minuten-Takt am Tag, barrierefreien Bushaltestellen, Expressbuslinien im Berufsverkehr zum U-Bahnnetz des RMV sowie einer klimaneutralen Beförderung mit unserem E-Bus. Wir freuen uns auf den Dialog mit den Bürger*innen und deren Ideen“, erklärt Monika Böttcher, Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen SVM GmbH.

„Die Attraktivität des ÖPNV nimmt mit der Bevölkerungsdichte zu. Um mehr Fahrgäste auch im ländlichen Raum zu gewinnen, sollte die Finanzierung des ÖPNV insgesamt überdacht werden und kostenlose Busse und Bahnen nicht mehr als unmöglich angesehen werden.“ Holger Ullrich, Sachgebietsleitung Kreisentwicklung, Bauordnungsamt

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