Fragen und Antworten zu Impfungen und Impfquoten

Fragen und Antworten zu Impfungen und Impfquoten

Main-Kinzig (MKK/fw). Den Main-Kinzig-Kreis haben in den vergangenen Tagen wiederkehrende Fragen zum Thema Impfen und Impfquote erreicht. Dabei ging es vor allem um eine Diskrepanz zwischen der Landes- und der Landkreisquote. Gleichzeitig ist nun an diesem Mittwoch eine Schnellabrufliste für Ersatzkandidaten von nicht wahrgenommenen Terminen in den Impfzentren eingerichtet worden: die „Impfbrücke Main-Kinzig“. Der Main-Kinzig-Kreis beantwortet die zentralen Fragen zu dem Thema.

Woher rührt die Diskrepanz zwischen der Impfquote des Main-Kinzig-Kreises und dem Landesschnitt?

Für Impfquoten, die auf Landkreise und kreisfreie Städte heruntergebrochen werden, sollten sie nach Ansicht des Main-Kinzig-Kreises ganz wesentlich den Anteil der geimpften Menschen berücksichtigen, die innerhalb dieses Kreises ihren Lebensschwerpunkt haben. Ganz banal: Geimpfte Personen, die in Hanau, Langenselbold, Wächtersbach oder Schlüchtern leben, müssen in die Impfquote des Main-Kinzig-Kreises einberechnet werden. Dementsprechend wären für den Main-Kinzig-Kreis zu berücksichtigen 1.) alle Impfungen, die in den Impfzentren in Gelnhausen und Hanau vorgenommen werden, inklusive Impfungen über mobile Teams, 2.) alle Impfungen, die dezentral im Rahmen des Modellprojekts in 46 Hausarztpraxen, 10 Rehaeinrichtungen und 4 Dialysezentren vorgenommen werden und 3.) alle Impfungen von Menschen aus dem Kreisgebiet, die sich vor der Eröffnung des Gelnhäuser und des Hanauer Impfzentrums notwendigerweise nur im Impfzentrum in der Frankfurter Festhalle haben impfen lassen können oder nach Ausweitung der Hausarztimpfungen durch das Land Hessen dort ihr Vakzin erhalten haben.

Doch genau dieser Gesamtüberblick ist für den Main-Kinzig-Kreis – und ebenso in allen anderen Landkreisen und kreisfreien Städten – derzeit nicht möglich; eine Reihe von starken Faktoren machen ein klares Zahlenbild unmöglich. Ganz wesentlich: In der Landesquote sind die Impfungen der niedergelassenen Hausärzte und jene aus dem Frankfurter Impfzentrum enthalten, in der Statistik des Kreises tauchen sie nicht auf, weil diese Daten den Kreisen und kreisfreien Städten nicht zur Verfügung gestellt werden.

Warum sprach der Main-Kinzig-Kreis zuletzt davon, dass derzeit über 80.000 Erstimpfungen „registriert“ sind?

Es macht einen Unterschied in der Statistik, ob eine Impfdosis bloß verimpft oder auch schon in den Registern des Landes Hessen dokumentiert worden ist. Und seit einigen Tagen macht es auch einen Unterschied, ob sie noch regional zugeordnet werden kann. Für den Main-Kinzig-Kreis heißt das: Über 10.000 Impfdosen sind, früher als anderswo im Land Hessen, dezentral verimpft worden, also in Krankenhäusern, in Hausarztpraxen, bei den ersten Betriebsärzten sowie in Reha- und Dialysezentren. Teilweise sind die Impfdokumente noch nicht wieder bei der Impfkoordination des Main-Kinzig-Kreises und letztlich auch noch nicht in die Statistik eingegeben.

Dieses Delta wird täglich kleiner. Seit die Hausärzte aber nun auch ganz offiziell impfen und neue Praxen hinzugekommen sind, gibt es eine neue Diskrepanz: Diese neuen Impfpraxen werden in den regionalen Statistiken gar nicht mehr erfasst. Der Landkreis erhält vom Land Hessen schlicht nicht die Auskunft darüber, wie viel über die Landesaktion schon verimpft wird, kann dies nur aufgrund der Impfstoffverteilung auf eine weitere fünfstellige Zahl schätzen. Berücksichtigt werden kann diese Zahl in der durch den Kreis veröffentlichten Übersicht nicht.

Gezählt werden diese Impfungen dabei nur noch an einer Stelle: in der Statistik für das gesamte Bundesland. Die Lücke zwischen dem Landesschnitt und den Landkreis-Quoten – nicht nur der des Main-Kinzig-Kreises – wird damit immer größer, der Unmut in den Landkreisen entsprechend auch. Über 80.000 Impfungen sind zumindest über die Impfkoordination des Main-Kinzig-Kreises „registriert“. Was realistisch darüber hinaus zuzurechnen ist, drückt sich in mindestens zwei, eher mehr als drei weiteren Prozentpunkten aus – Tendenz steigend.

Wie lässt sich die Lücke zwischen der offiziellen und der eher „realistischen“ Impfquote doch noch schließen?

Für alle Landkreise in Hessen gilt, Stand heute, dass Bürokratie und Datenschutz dem im Wege stehen. Wenn die Landesregierung in ihren Registern nach Postleitzahlen sortieren würde, wer geimpft ist, ließe sich die Statistik verlässlich bereinigen. Diesen Vorschlag hatte der Main-Kinzig-Kreis vor Tagen dem Land Hessen unterbreitet. Allerdings scheint eine solche Auswertung am Datenschutz zu scheitern. Die Folge: Immer mehr Impfstoff geht an die Hausärzte, immer mehr Impfungen finden also konkret statt, die Regionalstatistiken bilden diese Entwicklung aber nicht ab. Die Impfbürokratie wiederum bedeutet für die Arztpraxen einen Zusatzaufwand. Erst wenn die Dokumente ausgefüllt und postalisch an die zentralen Stellen übersandt sind, können sie auch in die Register eingetragen werden. Das Impftempo ist also im Main-Kinzig-Kreis hoch, die regionalisierten Statistiken können dies wegen der oben genannten Berechnungsregeln aber kaum abbilden und sind deswegen nur bedingt geeignet.

Welchen statistischen Einfluss haben nicht wahrgenommene Impftermine?

Im Main-Kinzig-Kreis hat das sogenannte No-show-Phänomen keinen größeren statistischen Effekt. Über Härtefall- und Nachrückerlisten hatte der Main-Kinzig-Kreis in den vergangenen Monaten Terminausfälle gut abfedern können. Als Ersatzkandidatinnen und -kandidaten kamen, neben anerkannten, zeitlich dringlichen Härtefällen, unter anderem Voraushelfer, Rettungsdienste und Feuerwehren zum Zug. Letztere waren also im Main-Kinzig-Kreis schon deutlich früher geschützt als Wehren in weiten Teilen Hessens. Diese Nachrückerlisten sind nun jedoch weitgehend abgearbeitet.

Daher hat der Main-Kinzig-Kreis mit der „Impfbrücke Main-Kinzig“ am Mittwoch eine neue und etwas offener angelegte Liste freigeschaltet. Für die Impfbrücke können sich alle Personen aus den drei Prioritätsgruppen melden, die Interesse an einer – möglicherweise recht kurzfristigen – Impfung haben, also alle Menschen ab 60 Jahre oder jene mit besonderen gesundheitlichen Leiden beziehungsweise aus bestimmten Berufsgruppen. Die bisherige Härtefall-Überprüfung des Main-Kinzig-Kreises wird dadurch gleichzeitig ersetzt. Die Anmeldung für die Impfbrücke Main-Kinzig ist auf der Internetseite des Main-Kinzig-Kreises möglich (im CoroNetz auf www.mkk.de, unter „Impfaktion“).

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