Offener Brief von FBO-Chef Ralf Diener zum Artikel „Das Debakel der Bad Orber SPD: Einstellig“

Offener Brief von FBO-Chef Ralf Diener zum Artikel „Das Debakel der Bad Orber SPD: Einstellig“

Bad Orb (red). In einem „offenen Brief“ antwortet Ralf Diener, Vorsitzender der Fraktion „Für Bad Orb“ (FBO) auf die Äußerungen des SPD-Sprechers Bernd Bauer zu dessen Sicht auf den Ausgang der Kommunalwahl. Besagter Bericht erschien in der Gelnhäuser Neuen Zeitung (GNZ) vom Dienstag, 16. März 2021. Nachfolgend die Äußerungen Dieners im Wortlaut (ungekürzt). Hinweis der Redaktion: Leserbriefe und „Offene Briefe“ geben die Ansichten des jeweiligen Verfassers / der Verfasserin wieder und sind nicht automatisch identisch mit der Meinung der Redaktion des „Mein Blättche“. „Anonyme“ Leserbriefe werden nur in Ausnahmefällen veröffentlicht, sofern der Autor der Redaktion bekannt und seine Angst vor möglichen Repressalien jeglicher Art glaubhaft begründet ist. Beiträge unter Angabe von „Fake“-Namen werden generell gar nicht veröffentlicht.

„Sehr geehrter Herr Bernd Bauer,

mit großem Erstaunen habe ich Ihre Einlassungen in der GNZ vom 16.03. zur Kenntnis genommen.

Zunächst einmal halte ich es für richtig, daß eine Partei mit drei Sitzen keinerlei Koalitions-Absichten haben sollte. Und, wie Sie als Parteivorsitzender wissen, gab es auch in der ablaufenden Legislaturperiode keine Koalition, wie ich mir von Ihrem Co-Vorsitzenden heute noch einmal bestätigen ließ.

Es gab gewisse Vereinbarungen zwischen SPD und FBO, die ich Ihnen gerne in Erinnerung rufen möchte. Sie wollten das Amt des 1. Stadtrates – und die FBO hat Sie mit ihren Stimmen und denen der SPD in das gewünschte Amt gewählt. Die SPD wollte die Position des Stadtverordnetenvorstehers und die FBO hat mit ihren Stimmen dieses Ansinnen unterstützt. Sie, Herr Bauer, wollten darüber hinaus das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der Wasserversorgung, das Ihnen aus dem Amt des Ersten Stadtrates als Upgrade zufiel. Sie haben es bekommen.

Politisch haben wir in dieser Periode dreimal von Ihnen gehört. Das erste Mal, als Sie 1. Stadtrat werden wollten, das zweite Mal, als Sie unter Einsatz Ihrer Person dafür gesorgt haben, daß Familienmitglieder eines Ihrer Freunde bei der Wasserversorgung eingestellt wurden. Als wir das dritte Mal von Ihnen hörten, wollten Sie Mitglied des Ortsgerichtes werden. Dafür gab es bekanntlich keine Mehrheit. Gerne hätten Sie diesen Job auch genommen, zumal natürlich auch mit einer Aufwandsentschädigung verbunden. Profitieren wo nur irgendwo geht, inhaltlich leisten gleich NULL.

Daß Sie unter der FBO gelitten haben, wie Sie schreiben, das tut mir leid. Sie können sicher sein, Herr Bauer: Wenn uns das aufgefallen wäre, hätten wir Sie sofort von Ihrem Leiden befreit. Aber es blieb von uns unbemerkt. Wenn Sie auf die Wahlergebnisse der letzten Jahrzehnte schauen, haben Sie Ihr Profil jedoch viel früher verloren, als es die FBO und einen Ralf Diener gab. Unter einem Bürgermeister Robert A. Bauer, der doch offensichtlich mit Ihnen verwandt gewesen sein muß, gab es Ergebnisse für die SPD in Bad Orb von weit über 50 Prozent, unter Robert Bauer gab es 500 Mitglieder und unter dem Vorsitzenden Ralf Diener noch über 300.

Inhalte und ein Profil muß man sich erarbeiten, Bürgermeister Robert Bauer hat es sich erarbeitet.

Daß Ihnen der Nachwuchs fehlt, ist das richtige Ergebnis Ihrer Analyse. Zu meinen Zeiten als SPD-Vorsitzender, Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender der Jungsozialisten gab es diesen Nachwuchs noch. Als einen weiteren Punkt für den schmerzlichen Absturz der SPD erwähnen Sie Ihre „relativ überschaubare Kandidatenliste“. Das ist sicher richtig. Aber daß Sie mir vorwerfen, ich hätte die SPD schon einmal geschlachtet und jetzt wieder, das ist zuviel der Ehre. Die SPD hat mir seit meinem 14. Lebensjahr immer am Herzen gelegen, allerdings gab es zu damaliger Zeit Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt und in Bad Orb Robert Bauer, Wolfgang Bauer, Werner Engel, Karl-Heinz Janutsch, Rudi Zipprich und Ludwig Noll. Wen es heute noch gibt, das beurteilen Sie, Herr Bauer, lieber selbst. Im übrigen war es eine angenehme Zusammenarbeit mit Menschen aus Ihrer Partei, wie Winfried Krämer, Ulrich Hofacker, Benno Zwirnlein, Heinz Grüll, Helmut und Gerrit Pfeifer, Uwe Brauer und Udo Stopfer. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen ehrenamtlich zu versuchen, Politik zu machen.

Doch Sie, verehrter Herr Bauer, gehen noch einen weiteren Schritt zu weit. Sie als einziger Profiteur Ihrer Partei, greifen meinen Freund, unseren Alt-Landrat Erich Pipa, an, der Sie angeblich nicht unterstützt hat. Haben Sie ihn denn um Unterstützung gebeten für Ihren Wahlkampf, der nicht stattfand oder haben Sie ihn eingeladen nach Bad Orb?

Ich denke nicht, Herr Bauer.

Und daß Sie unserem ehemaligen Landrat Pipa, der unter großem Bedrohungs-Szenario wegen seiner herausragenden Positionierung in der Flüchtlings-Auseinandersetzung immer wieder in Angst und Schrecken versetzt wurde und schließlich nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung stand, unterstellen, „eine politische Gruppierung zu unterstützen, die am äußersten rechten Rand auf Stimmenfang geht“, ist an Frechheit und Dümmlichkeit nicht zu überbieten. Dieser Landrat ist frei von derartigen Anschuldigungen und trunkenen Denkmodellen aus Ihrem wirren Enttäuschtsein dieser Wahl. Die Verantwortung für die Kandidatur des Listenplatzes 12, Gert Wolf, übernehme ich ganz allein. Und, verehrter Herr Bauer, nehmen sie folgende Worte zur Kenntnis:“ Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie aber fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und wieder bückte er sich nieder und schrieb auf die Erde.

Ich, verehrter Herr Bauer, teile wie bereits erwähnt, nicht die Aussagen und den Stil von Herrn Wolf, aber ich richte ihn auch nicht, denn ich bin kein Richter. Die FBO hat eine Auswahl von 25 Kandidaten präsentiert, von der Sie immer noch träumen und die Wähler konnten an den Stellen ihr Kreuz machen, an dem sie es demokratisch wollten – und sie haben es getan.

Ein Satz noch zu der Legende, SPD und FBO hätten gemeinsam eine Mehrheit gehabt. Da Sie noch nicht einmal ansatzweise Ihren einzigen Magistratskollegen „im Griff“ hatten, gab es schon alleine in diesem Gremium niemals eine qualifizierte Mehrheit. Und Herr Bauer, Sie wissen das seit 5 Jahren, in denen wir Ihnen zuliebe über Ihre Unkenntnis, Ihren Unwillen und Ihren ausgeprägten Hang zu Ämtern, wo man etwas mehr bekommen kann, geschwiegen haben.

Ein kleiner Tipp von mir für Sie. Ja, ich hänge an der SPD und an dieser Partei, die ich mit ihren früheren Persönlichkeiten kennenlernen durfte. Ja, ich werde das Andenken von Bürgermeister Robert A. Bauer bewahren, weil danach nichts Besseres kam. Ja, und ich weiß, wenn die SPD mit authentischen,, empathischen und vor allem glaubwürdigen Persönlichkeiten in Wahlen geht, wie zum Beispiel Erich Pipa und Malu Dreyer, wird sie ganz sicher wieder in Demut und Bescheidenheit eine bessere Entwicklung nehmen. Sie, verehrter Herr Bauer, können weder Ihrem Vater noch Erich Pipa das Wasser reichen und wenn Sie so weiter arbeiten, ist Ihnen die nächste Reduzierung Ihres Wahlergebnisses sicher. Auf ein Neues, und Vorwärts, SPD!

Ralf Diener, 1. Vorsitzender FBO, 63619 Bad Orb

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